Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dienst der „caritas“!
Liebe Freunde und Förderer,
„Angst vor der Zukunft größer denn je“ – so war kürzlich in einer großen Tageszeitung der Kommentar zur aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach überschrieben. „Erschüttertes Zukunftsvertrauen“ – das ist kurzgefasst die Erkenntnis der demoskopischen Erhebung.
Nach der langen und noch immer anhaltenden Phase der Corona-Pandemie, durch die sehr viel Verunsicherung verbreitet wurde, heißt es jetzt: „Die Bevölkerung steht unter Schock.“ Drei von vier Deutschen fühlen sich bedroht, nicht einmal mehr zwanzig Prozent der Bevölkerung blicken optimistisch in die Zukunft. Angst vor Krieg, Sorge um den Wohlstand, Furcht vor Engpässen in der Energieversorgung ebenso vor zusätzlichen finanziellen Belastungen machen sich breit. Damit verbunden sind Zweifel, ob sich dadurch nicht auch soziale Unterschiede vergrößern.
Gleichzeitig fällt auf, dass unvorstellbar viele Menschen – darunter zahlreiche junge – im Internet nach Anhaltspunkten suchen, um Mut und Zuversicht zu schöpfen. Unzählige Gebete, Gedichte, Gedanken, Texte, Lieder und Musikstücke beinhalten die Sehnsucht nach Frieden und solidarischem Miteinander. Die allermeisten dieser oftmals flehentlichen Äußerungen in Wort und Musik richten sich an Gott.
Gerade jetzt feiern wir Ostern, die Auferstehung zum Leben! Gerade jetzt kommt es darauf an, die Frohe, Österliche Botschaft zu bezeugen – als Christen, als Kirche! Ob die Welt, ob Menschen dem Auferstandenen und seiner wegweisenden Botschaft glauben und daraus Vertrauen für ihr Leben und ihre Zukunft schöpfen, hängt auch von dem Zeugnis ab, das wir als österliche Menschen geben.
„Es gibt so etwas wie eine unstillbare Sehnsucht nach dem großen Plus des Daseins“, schrieb Bischof Reinhold Stecher. „Diese Sehnsucht vermag kein noch so hoher Wohlstand zu stillen. Die Verheißung des großen Plus vor der Gleichung unserer Existenz bringt nur der Glaube, der Glaube an den erlösenden Gott, der in der Auferstehung seines Sohnes dem Universum und der Geschichte endgültig das große Plus vorgezeichnet hat.“
Von Herzen wünsche ich – nicht nur in den Krisen unserer Zeit – das unendliche Vertrauen in Gott, der dem Leben zum Durchbruch verhilft. ER selber hat in Jesus den Tod überwunden und in SEINER Auferstehung den Weg zum Leben eröffnet. Dies ist die wichtigste Botschaft, die wir in einer zutiefst verunsicherten Welt bezeugen und feiern wollen.
Eine gesegnete Feier des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu und so ein frohes Osterfest!
Clemens Bieber
Domkapitular
Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes
Das Plus des Glaubens
„Man könnte unsere menschliche Existenz als eine lange, komplizierte Klammer darstellen, mit geschwungenen, eckigen und runden Klammern, mit vielen bekannten Größen, a und b und v, und vielen unbekannten x und ypsilon. Und in dieser Klammer unseres Menschseins gibt es viele Plus und Minus. Es gibt unter Umständen Brüche, die sich nicht glatt auflösen lassen zu einer ungebrochenen Zahl. Wir tragen alle auch Ungelöstes in uns, da und dort ein Scheitern, ein Schicksal, ein Leid mit Fragezeichen, das wir nicht beantworten können, wie man viele „Warum“ nicht einfach beantworten kann. Es geht um das Vorzeichen vor der großen Klammer. Viele Strömungen unserer Zeit scheinen ein Minus hinzumalen. Das Minus tönt aus vielen Werken, die nur das Ausweglose schildern, das Destruktive. Zu einer Minusbilanz drängen heute viele seelische Störungen, Depressionen, Krankheitsbilder, die in der Zivilisation wohl eher gestiegen sind und die zu einer Verdunkelung der Lebensbilanz neigen.
Was bedeutet dann Ostern?
Mit der Auferstehung Jesu Christi macht der Unendliche mit der ganzen Macht seiner Liebe vor die Formel unserer Existenz ein kraftvolles Zeichen, das große Plus. Die österliche Formel des Christseins heißt also Plus – Klammer auf – und dann mag alles kommen. Es ist alles umschlossen vom großen Plus Gottes, vom Ja seiner Liebe.
Bischof Reinhold Stecher (1921 – 2013)
aus seinem Manuskript für Priesterexerzitien