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Mehr miteinander statt übereinander sprechen

Vorstand des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg trifft sich mit Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Würzburg (POW) Es hätte kaum einen passenderen Zeitpunkt für dieses Treffen geben können als den Tag, an dem Bundesinnenminister Horst Seehofer den Bericht des Bundesverfassungsschutzes 2019 in Berlin vorstellte und bekräftigte, dass der Bereich des Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus „die größte Bedrohung für die Sicherheit in Deutschland“ sei. Ein wichtiges Augenmerk des Austauschs des Vorstands des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg mit Dr. Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Würzburg und Unterfranken, lag daher genau auf diesem Bereich. „Der Bericht zeigt alarmierende Zeichen auf. Ein wichtiger Anlass für das Gespräch ist für uns der Blick auf das zunehmende Erstarken des Rechtsextremismus und Antisemitismus in Deutschland gewesen. Zudem müssen wir feststellen, dass wir oftmals herzlich wenig voneinander wissen und eher nebeneinander her als miteinander leben“, sagte Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf.

Aus Sicht von Schuster ist es wichtig, dass die Religionsgemeinschaften ihre gemeinsamen Werte voranstellen und nicht das, was sie trennt. Erstaunt zeigte er sich, wie viel Unwissenheit es in der Gesellschaft allgemein gegenüber der Entstehung des Christentums, aber auch darüber gibt, welche Gemeinsamkeiten Juden und Christen haben. „Beim Glauben an den Herrn im Himmel sind wir uns einig“, betonte Schuster. Verschwörungsmythen und Propaganda hätten dann keine Chance, wenn man sich besser kennenlerne und miteinander ins Gespräch komme.

Schuster zeigte sich froh darüber, dass es in Würzburg für Juden ohne Probleme möglich sei, ihren Glauben zu leben. „Aber das ist nicht überall so selbstverständlich.“ Allerdings sieht er Nachholbedarf bei der Thematisierung des Judentums im Schulunterricht und vor allem bei Schulmaterialien, in denen zum Teil Stereotypen von Juden abgebildet und dargestellt seien, die „an der Wirklichkeit der Juden in unserer Region vorbeigehen“.

Mit einem Blick zurück kam man auf das reichhaltige jüdische Leben in Unterfranken zu sprechen, welches es vor dem Zweiten Weltkrieg mit mehr als 100 Synagogen gab. Die Menschen in der Region hätten friedlich zusammengelebt, ehe die Ideologie der Nationalsozialisten immer mehr Einzug hielt. Verwundert zeigte sich der Vorstand des Diözesanrates darüber, wie die überwunden geglaubten extremistischen und antisemitischen Ansichten nun immer weiter erstarken. Auch durch die Corona-Pandemie sehe man die Gefahr, dass diese Tendenz weiter zunehmen könne.

Ein weiterer Teil des Gesprächs befasste sich mit den Auswirkungen von Corona. Einig zeigte man sich darüber, dass dies eine schwierige Zeit für alle Religionen sei. Beispielsweise war es nicht möglich, Gemeinschaft und Gottesdienste wie gewohnt leben und feiern zu können. Die Gottesdienstverbote hätten alle schwer getroffen, allerdings „steht für uns als Juden die Erhaltung des Lebens über allen religiösen Geboten. Daher ist die Entscheidung nachvollziehbar und absolut berechtigt gewesen“, bekräftigte Schuster.

Als Fazit des gemeinsamen Austauschs erklärten beide Seiten, es sei wichtig, mehr miteinander als übereinander zu reden. „Leider nimmt Religion heutzutage einen anderen Stellenwert ein und ist zum Teil aus dem Blick des alltäglichen Lebens entschwunden. Das ist insofern schade, als dass somit das Verständnis füreinander noch stärker aus dem Blick gerät“, sagte Diözesanratsvorsitzender Wolf. Den Austausch wolle man über dieses Treffen hinaus fortsetzen. Einigkeit herrschte auch darüber, dass eine Begegnung auf Augenhöhe wichtig sei.

(3020/0763; E-Mail voraus)

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