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Krieg in der Ukraine

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„Es ist fast wie zuhause“

Drei Geflüchtete aus der Ukraine haben in der früheren Kaplanswohnung in Bad Neustadt Unterkunft gefunden

Bad Neustadt (POW) Eine gefährliche und abenteuerliche Flucht liegt hinter ihnen. Jetzt haben drei Geflüchtete aus der Ukraine in der früheren Kaplanswohnung der Bad Neustädter Pfarrei Mariä Himmelfahrt eine Heimat gefunden. Am Freitag, 25. März, sind Oleksander  (72) und seine Ehefrau Svetlana Pavlichuk (62) mit Maria Builenkova (84), Svetlanas Mutter, eingezogen.

Ihre Heimat Krywyj Rih in der südlichen Ukraine, eine vom Eisenerzabbau geprägte Industriestadt mit mehr als 600.000 Einwohnern, verließen sie am 17. März. „Wir wohnen in einem Häuserblock, der mitten in der Einflugschneise eines benachbarten Flughafens liegt. Dauernd sind russische Raketen, die von der Krim aus abgefeuert wurden, über uns hinweggeflogen“, erzählt Oleksander. Als sich dann zwischen den Luftalarmen im Zehn-Minuten-Takt die Möglichkeit bot, aus der Stadt zu fliehen, hätten sie die notwendigsten Habseligkeiten gepackt und sich auf den Weg Richtung Polen gemacht. Ihre Geige musste Orchestermusikerin Svetlana zurücklassen. „Wir waren zwölf Stunden mit dem Auto unterwegs, immer auf Nebenstraßen, um dem Beschuss durch die Russen aus dem Weg zu gehen“, sagt Svetlana.

Bei klirrender Kälte gingen sie dann mehrere Kilometer zu Fuß, um über die Grenze nach Polen zu gelangen. Von „irgendeinem Bahnhof“ führte dann der Weg mit der Eisenbahn weiter nach Berlin, von dort nach Bad Neustadt in das Sammelquartier und schließlich an den Kirchplatz. „Ich hatte beim Landratsamt mitgeteilt, dass ich Platz für Geflüchtete habe. Olga Sauer, die fließend Ukrainisch und Russisch spricht, hat sich dann vergangene Woche bei mir gemeldet und gesagt: Ich habe drei Leute für Dich, die perfekt passen“, berichtet Dekan Dr. Andreas Krefft, Teampfarrer im Pastoralen Raum Bad Neustadt.

Als die drei am Freitag, 25. März, ihr 41-Quadratmeter-Heim in Bezug nahmen, war noch nicht alles fertig. „Der gebretterte Boden vor dem Eingang ist erst am Tag darauf fertig gestellt worden. Unter anderem dank des Engagements fleißiger Helfer aus der Gemeinde“, sagt Krefft.

Mit den drei neuen Nachbarn verständigt sich der Dekan auf Russisch. Oleksander arbeitete als Geigenbauer und Klavierstimmer, seine Frau zeigt Fotos, auf denen sie bei ihrer Arbeit als Violinistin im örtlichen Orchester von Krywyj Rih zu sehen ist. Builenkova war früher Ingenieurin. Während des Gesprächs vibriert immer wieder Svetlanas Handy: Über das WLAN kommen noch immer die Meldungen bei ihr an, wegen Luftalarm den Schutzkeller aufzusuchen. Sohn und Enkelsohn musste das Ehepaar in der Ukraine zurücklassen. Die Sorge um deren und das Wohlergehen der Verwandten und Freunde, die noch in der Heimat sind, belastet die Familie sichtlich.

Sie seien sehr dankbar für die Gastfreundschaft, erzählen die drei aus der Ukraine. Beim Anmelden bei der Stadt und dem Gang zu den Ämtern werden sie von einer durch den Kreis-Caritasverband vermittelten Patin, Dagmar Düring aus dem Bad Neustädter Stadtteil Lebenhan, unterstützt. „Wir sind froh, hier sein zu dürfen“, sagt Oleksander. Und seine Frau ergänzt: „Es ist fast wie zuhause.“

Hintergrund: Kirchliche Hilfe für Ukrainer in Rhön-Grabfeld

Seit mehr als vier Wochen engagieren sich das Dekanat Rhön-Grabfeld und der dortige Kreis-Caritasverband für die vom Ukrainekrieg betroffenen Menschen. Eine von Dekan Dr. Andreas Krefft ins Leben gerufene Spendenaktion hat bislang mehr als 66.000 Euro gesammelt. Davon wurden unter anderem in Polen Lebensmittel gekauft, die dann in der Ukraine verteilt werden. Angelika Ochs, Geschäftsführerin des Kreis-Caritasverbands, koordiniert die Sammlung und Verteilung von Sachspenden für die rund 660 Geflüchteten, die bislang in Rhön-Grabfeld angekommen sind. Mit Unterstützung durch die Malteser werden die Menschen nach der Ankunft in Sammelquartieren zum Kleidermarkt nach Bad Neustadt gebracht, wo sie sich mit Schuhen und Bekleidung versorgen können. Außerdem bekommt jeder, der es benötigt, eine Anschubfinanzierung für notwendige Einkäufe, bis die Registrierung bei staatlichen Stellen erfolgt und von dort Unterstützung fließt. Die Caritas versorgt die Flüchtlinge, so lange das notwendig ist, zudem mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln, aber auch mit Koffern für ihre Habseligkeiten. Die meisten, berichtet Ochs, hatten nur fünf Minuten Zeit zum Packen gehabt und daher lediglich einen Rucksack oder eine Plastiktüte mit dem Notwendigsten mitnehmen können. Etwa 100 ehrenamtliche Paten betreuen die ukrainischen Familien zum Eingewöhnen. Dafür haben sie von Elke Storch, die bei der Caritas die Ehrenamtlichen koordiniert, unter anderem eine Checkliste mit den Ämteradressen und weiteren Informationen an die Hand bekommen. Wer sich engagieren möchte, kann sich beim Kreis-Caritasverband, Telefon 09771/61160, E-Mail info@caritas-nes.de, in Bad Neustadt melden. Ab dem 2. April findet jeweils samstags von 12 bis 17 Uhr eine Begegnung für Geflüchtete aus der Ukraine im Pfarrheim Mariä Himmelfahrt statt.

mh (POW)

(1422/0402; E-Mail voraus)

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