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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Das Kreuz - öffentliches oder privates Symbol?

Es ist spannend, die Debatte über das Anbringen von Kreuzen in bayerischen Dienstgebäuden zu verfolgen.

Nach Kabinettsbeschluss soll im Eingangsbereich von Dienstgebäuden des Freistaats ein Kreuz als "sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland" aufgehängt werden. Dies löst sehr verschiedene Reaktionen aus. Ist das nicht eine Zumutung für Andersgläubige? Verstößt das nicht gegen die weltanschauliche Neutralität des Staates? Wird so nicht die privilegierte Stellung der Kirchen untermauert? Versteht man das Kreuz nicht falsch?

Zunächst: Wir sollten uns solche Diskussionen in den gegenwärtigen Umbrüchen unserer Gesellschaft nicht ersparen. Sie verhindern Segmentierung und fördern Integration. Dass Herr Söder die Bedeutung des Kreuzes nicht in seiner ganzen christlichen Bedeutung entfaltet, würde ich ihm nicht vorwerfen. Denn mit seiner Formulierung trägt er gerade einer gewissen, notwendigen Trennung von Staat und Kirche Rechnung. Aber dass der christliche Glaube unsere Gesellschaft über Jahrhunderte hin entscheidend geprägt hat, lässt sich in vielen Bereichen nachweisen. Ein Staat hat immer auch religiöse Wurzeln und lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht schafft. Darum finde ich es grundsätzlich in Ordnung, wenn der Staat auch als Staat dies sichtbar macht. Die Alternative, nämlich dass Religion im Zusammenhang staatlichen Wirkens völlig verschwindet, halte ich für wesentlich unattraktiver. Das wäre aus meiner Sicht eine extrem verstandene Neutralität, die den Menschen nicht angemessen ist und die fast schon den Geruch des Totalitären hat.
Freilich ist es wichtig, Andersgläubigen nicht das Gefühl zu geben, dass sie sich damit fremden Glaubensvorstellungen anpassen sollen. Wandkreuze können Impulse sein, um über die Bedeutung dieses Symbols, über Religion und Werte und auch über Glaubensfreiheit ins Gespräch zu kommen. Freilich lässt sich eine solche Verordnung nicht mehr halten und begründen, wenn Christen einmal nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Doch wenn es, wie derzeit in Bayern, eine so klare religiöse Mehrheit gibt, hat es weder für Staats- noch für Kirchenvertreter etwas Anrüchiges, für das Kreuz als öffentliches Symbol einzutreten.
Um es anders zu sagen: Als Christ habe ich zunächst einmal nicht die Erwartung, dass in Dienstgebäuden Kreuze hängen, und es hindert die Ausübung meines Glaubens in keiner Weise, wenn dies nicht der Fall ist. Aber ich freue mich als Christ, wenn ich in öffentlichen Bereichen Kreuze sehe. Religion ist zwar eine sehr persönliche, aber keine Privatsache.

Till Roth, Dekan in Lohr a. Main