Wahre Autorität, so sagt uns die Lesung aus dem Buch der Weisheit an diesem Wochenende, hat nichts mit derlei ichbezogener Machtgier zu tun. Gott als der weise und gerechte Herrscher hat es nicht nötig, sich durch irgendwelche Kraftakte zu beweisen. Seine Stärke liegt in seiner Gerechtigkeit, in seiner Milde, in seiner Menschenfreundlichkeit (vgl. Buch der Weisheit, Kapitel 12). Selbst wenn seine Menschen Fehler begehen, muss er nicht zerstörerisch die Machtkarte ausspielen. Weil er die Sünde zwar hasst, den Sünder aber liebt, kann er den Reumütigen Vergebung schenken. Welchem irdischen Herrscher, der sich an seine Machtposition klammert, fiele das wohl leicht?
Nun sind ja die Staatschefs unserer Nationen nicht Gott. Sie haben es auch mit bester Absicht nicht leicht bei ihren Entscheidungen. Für sie hat der Apostel Paulus in der zweiten Lesung (aus dem Römerbrief) einen unschätzbaren Rat: „Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist aber tritt für uns ein" (Röm 8,26). Wo wir Menschen nicht mehr weiterkommen, dürfen wir dem Geist Gottes vertrauen. Er hilft bei Entscheidungen, er gibt Kraft und Geduld, er verhilft uns zu Kreativität und schenkt Mut zu neuen Wegen.
Vielleicht wäre es gut, um diesen Geist zu beten, zwei Monate vor der Bundestagswahl.
Kerstin Gerlach,
Pastoralreferentin in der Pfarreiengemeinschaft Am Engelberg/Großheubach