Für mich ist in der Freude alles enthalten, was ich zum Leben brauche. Nun ist es aber wahrscheinlich nicht nur bei mir so, dass diese Freude immer oder einfach so da ist. Ich bin hier gefordert, mich ihr zu öffnen bzw. sie zu entdecken. Jeder hat seine subjektive Brille, mit der er die Wirklichkeit entdecken kann. Auch bei der Frage nach Gott ist das so. Insofern sagen alle Gottesvorstellungen mehr über den Menschen als über Gott aus. In der Bibel wird das deutlich durch die Aussage: der Mensch ist Ebenbild Gottes. Das heißt doch, dass durch den Menschen etwas von dem nicht fassbaren Geheimnis Gottes erahnt werden kann. Und: der christliche Glaube geht hier noch radikal tiefer. Er behauptet, dass Gott diese absolute Grenze zwischen ihm und den Menschen in der Menschwerdung Jesu überschritten hat, um den Menschen zu zeigen, wo und wie er schon immer in dieser Welt war.
Wo Menschlichkeit gelingt, sind wir dem Geheimnis Gottes auf der Spur. Das ist die Brille, mit der Christen auf diese Wirklichkeit schauen können. Für mich ist es, wie gesagt die Freude, die mir eine Spur für dieses Geheimnis gibt. Dies kann im Miteinander der Menschen, ob sie mir vertraut sind oder noch fremd, geschehen. Diese Freude ist für mich in der Natur, in der Stille, aber auch in der Bewegung zu spüren. Mir geht dann das Herz vor Freude auf. Und manchmal fühle ich mich mit einer größeren Wirklichkeit verbunden, erahne etwas von diesem unsagbaren Geheimnis. In dieser erfahrenen Verbindung steckt eine wesentliche Kraftquelle für meinen Alltag. Ich spüre dann eine tiefe innere Freude. Weil dem so ist, brauche ich immer wieder Auszeiten, um diese Wirklichkeit zu entdecken und an mich heran zu lassen. Da gelingt meine Menschwerdung. Und deshalb freue ich mich auf den Urlaub.
Dr. Peter Müller
Fachakademiedirektor