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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende am 7. Oktober 2022

Abendländische Irrtümer und Pragmatismus

Teilzuhaben am kreativen Handeln Gottes selbst heißt gerade nicht, auf die Umwelt als Dinge, Sachen und Gegenstände herabzuschauen, so Pater Martions Petzolt.

Dinge um uns herum, Gegenstände, mit denen wir hantieren, Sachen, die wir machen, die Welt ist voll von natürlichen sowie von Menschen geschaffenen Dingen. Wir finden sie, verändern sie, gestalten sie, erfinden sie, nutzen sie oder missbrauchen sie. Und leider befürchten wir auch, dass Dinge uns unter Druck setzen können, dass es sogenannte Sachzwänge gibt.

Aber ist das nicht ein merkwürdiges Weltbild, wenn wir, die angeblichen Subjekte, auf der einen Seite stehen, und sich entgegengesetzt auf der anderen Seite die Objekte, die Gegen-stände befinden in einer irgendwie gearteten Spannung, vielleicht sogar in Konflikt und Gegensatz. Und manchmal scheint sich das Verhältnis umzudrehen, und die Sachen bestimmen uns und unser Leben?

Sich konkret an den praktischen Gegebenheiten zu orientieren, nennt man Pragmatismus. Es gilt häufig sogar als eine Tugend, sich nicht von theoretischen Handlungsanweisungen eingrenzen zu lassen, sondern sich besser dem scheinbar unausweichlich Notwendigen zu beugen. Das kann freilich auch als willkommene Entschuldigung dienen, nicht selbst agieren zu müssen. Dabei meint das griechische Wort pragma ursprünglich eigentlich gar nicht Ding, Sache, Gegenstand, sondern Handlung, Tätigkeit, Ereignis, also ein lebendiges und kreatives Geschehen, wo alles miteinander in lebendigem Austausch steht, genau das Gegenteil dessen, was wir uns heute unter sachlichem Pragmatismus vorstellen.

Die Sprache ist durchaus verräterisch und zeugt von einer falschen Prägung über Jahrhunderte im abendländischen Denken, das auf ein Denken in Gegensätzen, Widersprüchen und Konflikten dressiert wurde. Dass zu jeder These eine Antithese gehören soll, das Subjekt dem Objekt entgegengesetzt steht, und wir immer wieder schwarz-weiß denken, ist fatal. Denn der große Irrtum ist, sich einer angeblich gegenständigen Welt entgegengesetzt zu sehen, statt uns als Mitgeschöpfe im bunten Schöpfungsgeschehen zu verstehen.

Jetzt im Herbst, wo vielerorts auch das Ende der Ernte gefeiert wird, wäre es sicherlich einen Gedanken wert, ob wir nur der Dinge, also der Früchte und ihres Nutzens gedenken, oder sensibler werden für die lebendige Verflochtenheit und die geistigen Zusammenhänge und schließlich des Miteinanders von allem und allen. Hat uns der Schöpfer in Sachzwänge hineingestoßen, oder ist nicht sein Schöpfungsauftrag an uns, nach seinem Vorbild frei mitzuwirken und achtsam zu gestalten? Teilzuhaben am kreativen Handeln Gottes selbst heißt aber gerade nicht, auf die Umwelt als Dinge, Sachen und Gegenstände herabzuschauen, sondern sich als Mitgeschöpf und gleichzeitig als Mitschöpfer zu verstehen. Denn der zweite große abendländische Irrtum ist zu glauben, der Schöpfer habe sich nach Vollendung seines Werkes zurückgezogen und uns das Feld der Gegenstände zur Ausnutzung überlassen. Herr in der Schöpfung zu sein bedeutet ein gutes Abbild des eigentlichen Herrn der Schöpfung zu sein, des Gottes, der in seiner Schöpfung gegenwärtig ist und ständig wirkt, und in der wir schöpferisch mitwirken können und dürfen, aber niemals aufhören, Geschöpfe und Mitgeschöpfe zu sein.

Erzpriester Pater Martinos Petzolt

Der Impuls "Wort zum Wochenende" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.