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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Zweiter Fastensonntag

Auferstanden aus der Krise

Als Petrus, Jakobus und Johannes nach dem spektakulären Ereignis der Verklärung Jesu vom Berg hinabsteigen, fragen sie: Was ist das, von den Toten auferstehen? Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Auferstehung in Ihrem Leben heißen könnte?

Evangelium

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien ihnen Elija und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.     

Markus 9,2–10

Sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen. Mit diesen Worten endet das Evangelium dieses Sonntags. Sie fragten sich vielleicht, auferstehen, wie geht das, und Auferstehung, was ist das. Wüsste ich darauf eine Antwort? Am Osterfest sagen wir immer wieder, Christus sei wahrhaft auferstanden. Im Glaubensbekenntnis heißt es: „Ich glaube an die Auferstehung der Toten.“

Als Petrus, Jakobus und Johannes nach dem spektakulären Ereignis der Verklärung Jesu vom Berg hinabsteigen, fragen sie: Was ist das, von den Toten auferstehen? Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Auferstehung in Ihrem Leben heißen könnte?

Die Auferstehung Jesu war die Initialzündung des Christentums. Auch wenn in keinem der Evangelien berichtet wird, wie dieses Ereignis konkret ausgesehen hat, war dies doch der Funke, der das Feuer entfachte. Diese Auferstehung Jesu gibt den Jüngerinnen und Jüngern den Mut und die Kraft, ihr eigenes Leben zu verändern.

Wie das abläuft, wenn Menschen den Mut und die Kraft finden müssen, das eigene Leben zu verändern, durfte ich Ende letzten Jahres im Rahmen meiner Arbeit erleben. Ich konnte auch erahnen, wie mühsam, schmerzlich und schwierig dies ist. Mit wie vielen Ängsten, Zweifeln und Sorgen das verbunden sein kann.

Ich war in Kontakt mit einer Frau, die über viele Jahre mit ihrem Mann zusammengelebt und -gearbeitet hatte. Viele Höhen und Tiefen hatten sie gemeistert. Dann kam es zu Veränderungen, der Mann wurde ruheloser, verbissener. Er war nicht mehr teamfähig. Wutausbrüche kamen, wichtige Informationen verschwieg er und liebevolles Miteinander wurde zur Seltenheit. Das Benennen all dieser Dinge brachte keine Veränderungen, im Gegenteil: Alkohol kam hinzu, Gewalt, Lügen, und sogar die Polizei kam mehrmals zum Einsatz. Darauf trennte sich die Frau von ihrem Mann. Was für sie über Jahrzehnte wichtig war, was sie aufgebaut und erhalten hatte, ging nicht mehr. Als die Frau weg war, richteten sich die Aggressionen des Mannes gegen seine Kinder, seine Geschwister und seine Eltern. Schließlich wurde der Mann in der geschlossenen Station einer Psychiatrie untergebracht.

Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende. Die Frau war aus ihrer Bahn geworfen. Wo sollte sie hin, was sollte sie tun? Wie könnte oder würde ihr Weg weitergehen? Was war richtig und was war falsch? Wie konnte sie mit der Angst vor ihrem Mann umgehen?

Eine Zeit lang zog sie umher. Eine Zeit lang fand sie Zuflucht in ihrer Herkunftsfamilie. Dann zog sie in eine kleine Wohnung. Der Kontakt zu ihren Kindern kam wieder zustande und auch ein moderiertes Gespräch mit dem Mann fand statt. Eine Krankheitseinsicht zeigte der Mann nicht, ein Zurück in frühere Zeiten war nicht möglich. Wie es weitergeht, weiß ich nicht.

Beeindruckend war für mich, wie diese Frau ihr eigenes Leben wieder in die Hand genommen hat. Wie sie nach einer katastrophalen Zeit langsam zu einer Orientierung gefunden hat. Sie konnte langsam erkennen, wie ihre nächsten Schritte aussehen würden, und sie konnte sagen, dass es im zurückliegenden Jahr trotz allem Schweren auch Gutes gegeben hatte.

Sicher hat das Evangelium von der Verklärung Jesu auf dem Berg keine Ähnlichkeit mit dem, was diese Frau mir erzählt hat. Das Verbindende daran ist für mich der letzte Satz dieses Evangeliums: „Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.“

Paul Scheiner (paul.scheiner@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferent
und Krankenhausseelsorger in Werneck.