Wie unzählige anderer Pendler habe ich mich inzwischen darauf eingestellt, was diese Baustelle so alles mit sich bringt: Man muss früher losfahren, da ein Stau unvermeidlich ist und man viel länger für dieselbe Strecke braucht als unter normalen Umständen; man muss damit rechnen, dass sich ständig etwas verändert, die Fahrspuren verengt oder verlegt werden; es braucht eine noch höhere Konzentration als sonst beim Fahren, um nicht im schmalen Baustellenbereich einen Unfall zu verursachen. Und im Idealfall ist auch noch Rücksicht von allen Verkehrsteilnehmern gefragt.
Wenn ich dann so dahin tuckere im Stop-and-Go-Verkehr, dann fällt mir auf, dass es in meinem Leben Zeiten gibt, in denen es recht ähnlich zugeht wie in einer solchen Baustelle. Da fühle ich mich durch äußere Umstände wie ausgebremst. Für Dinge, die ich eigentlich gerne tue oder die mir normalerweise leicht fallen, brauche ich viel mehr Zeit und Energie. Immer wieder gibt es Momente des Stillstandes. Was mir dann guttut, sind zum Beispiel Menschen, die mir mit Achtsamkeit begegnen, die mich sozusagen in meinem eigenen Tempo in den Verkehr einfädeln lassen und mir somit auch viel Scheu vor meiner eigenen „Baustelle“ nehmen. Und dann gibt es ja auch noch die Sonntage, an denen weniger los ist und man auch in Baustellen schneller vorankommt.
Im Evangelium des kommenden Sonntags kommt ein Blinder zu Jesus und bittet ihn um Hilfe. Jesus fragt ihn: „Was willst du, dass ich dir tue?“ „Ich möchte wieder sehen können“, antwortet der Blinde. Er wird von Jesus geheilt und bleibt bei ihm. Die Kraft, die von Jesus ausgeht, begleitet auch mich durch die Stop-and-Go-Zeiten meines Lebens und gibt mir immer wieder Auftrieb. Diese Kraft, liebe Leser*innen, wünsche ich auch Ihnen!
Kerstin Gerlach, Pastoralreferentin
Der Impuls "Kreuzwort" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.