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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Vierter Fastensonntag

Berühren und Augen öffnen

Jesus geht es allerdings nicht nur um eine äußere Blindheit. Ein bekanntes Sprichwort unserer Zeit lautet: „Jemand ist blind vor Liebe.“ Damit meinen wir nicht, dass seine Augen kaputt sind, sondern dass jemand nur Augen für seine Geliebte oder seinen Geliebten hat. Ich kann aber auch in anderen Bereichen innerlich blind sein. Wenn ich beispielsweise die Not meiner Mitmenschen nicht wahrnehmen möchte – wenn ich nicht sehe, wie ich andere Menschen durch Worte verletzte – wenn ich blind bin für meine eigenen Irrwege, auf denen ich unterwegs bin.

Evangelium

In jener Zeit sah Jesus unterwegs einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Das heißt übersetzt: der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn und jene, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es. Andere sagten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Er antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen und ich wusch mich und jetzt sehe ich. Einige der Pharisäer sagten: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann sagte: Er ist ein Prophet. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr, damit ich an ihn glaube? Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.
Johannes 9,1.6–9.13–17.34–38

Bei kleinen Kindern ist die Nähe ihrer Eltern für eine gesunde Entwicklung äußerst wichtig. Immer wieder suchen Kinder zum Beispiel bei Spaziergängen durch das Halten an den Händen Wärme und Berührung. Ähnliches gilt für Sterbende. Oft sitzen Angehörige am Bett eines lieben Menschen, der im Sterben liegt, und halten die Hand. Eine Berührung kann in diesen Momenten Angst nehmen und beruhigen. Über die Haut, unser größtes Sinnesorgan, nehmen wir nicht nur Wärme und Kälte wahr, sondern auch Zärtlichkeit, Liebe, Angenommensein und Nähe.

Jesus hatte keine Angst, Menschen zu berühren und von ihnen berührt zu werden – innerlich und äußerlich. Er legte den Kindern die Hände auf und segnete sie. Er ließ sich von einer Frau die Füße salben. Sein Lieblingsjünger durfte sich beim Letzten Abendmahl an seine Brust lehnen. Thomas berührte mit seinem Finger Jesu Seitenwunde. Jesus heilte auch viele Menschen durch eine Berührung. Denken wir an die Schwiegermutter des Petrus, den Taubstummen oder den toten Jungen von Naïn.

Auch bei der Heilung des Blinden am Teich Schilóach geht es um Berührung. Ganz anschaulich berichtet der Evangelist: Jesus spuckte auf die Erde, machte eine Art Teig und berührte damit die Augen des Blinden, der dadurch geheilt wurde. Jesus schenkte ihm Nähe, berührte ihn und öffnete ihm die Augen. Der Mann, der durch seine Blindheit in einer großen Distanz zu seiner Außenwelt leben musste, wurde neu wahrgenommen und integriert.

Jesus geht es allerdings nicht nur um eine äußere Blindheit. Ein bekanntes Sprichwort unserer Zeit lautet: „Jemand ist blind vor Liebe.“ Damit meinen wir nicht, dass seine Augen kaputt sind, sondern dass jemand nur Augen für seine Geliebte oder seinen Geliebten hat. Ich kann aber auch in anderen Bereichen innerlich blind sein. Wenn ich beispielsweise die Not meiner Mitmenschen nicht wahrnehmen möchte – wenn ich nicht sehe, wie ich andere Menschen durch Worte verletzte – wenn ich blind bin für meine eigenen Irrwege, auf denen ich unterwegs bin. In diesen Momenten möchte Jesus auch mich berühren und mir die Augen wieder öffnen. Er will meine innere Blindheit heilen und Licht in meine Dunkelheit bringen. Er will, dass ich berührbar und nahbar werde, damit ich wieder stärker in Kontakt zu mir, zu anderen und zur Schöpfung kommen kann.

Eine innere Berührung spürt man manchmal bei einem Wort, das in die Tiefe geht, bei einem Spaziergang in der Natur oder in der Begegnung mit einem Menschen – und manchmal auch in der Begegnung mit Gott. Und so kann vielleicht auch ich – wie der Geheilte am Teich Schilóach – ab und zu sagen: „Ich glaube, Herr!“

Franziskaner-Minorit Pater Steffen Behr (steffen.behr@bistum-wuerzburg.de) ist Leiter der Diözesanstelle Berufung & Lebensorientierung und Geistlicher Begleiter im Bistum Würzburg.