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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Zweiter Fastensonntag

Das wahre Wesen sehen

Heute, ganz im Sinne des Evangeliums, geht es um das Gute, das Einzigartige, das Geheimnisvolle, das in jedem einzelnen Menschen steckt. Nicht nur der verklärte Mensch ist verwandelt, sondern auch der, der dabei ist. So wie die Freunde Jesu.

Evangelium

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!     
Matthäus 17,1–9

Da machten sie sich also zu viert auf, Jesus mit seinen drei Freunden Petrus, Jakobus und Johannes, um mit einiger Anstrengung einen Berg zu besteigen. Was will er bloß dort oben, warum führt er uns auf diesen Gipfel, werden sich die Freunde Jesu vielleicht gedacht und gefragt haben. Als sie oben angekommen sind, geschieht etwas so Außergewöhnliches und Erstaunliches, dass die Männer als völlig veränderte Menschen den Berg wieder verlassen.

Jesus verwandelt sich auf dem Berg: Sein Gesicht beginnt zu leuchten wie die Sonne, hell, strahlend, warm, seine Kleider werden blendend weiß. Mose und Elija, die großen Propheten, erscheinen und reden mit ihm. Was für ein Ereignis! Die Freunde fühlen sich wohl in der Gegenwart des verwandelten Jesus, sie machen sogar den Vorschlag, Hütten zu bauen – hier wollen wir länger bleiben, hier gefällt es uns! Die drei Freunde erkennen und erfahren für sich durch die Verwandlung Jesu, wer dieser Mann Jesus wirklich ist, der wahre Sohn Gottes, der in einer unmittelbaren Verbindung mit den großen Propheten steht.

Eigentlich war ihnen das ja vorher schon klar gewesen. In den Gesprächen mit ihm und in seiner Art, mit Menschen umzugehen, hatten sie schon längst eine Ahnung und eine Idee bekommen, wer dieser Jesus ist. Doch jetzt wird es ihnen auf ganz augenscheinliche Weise ganz klar, alle Zweifel sind behoben: Jesus ist verbunden mit seinem Lebensursprung, mit der Kraft, die er selbst „Vater“ nennt. Als leuchtende Wolke am Himmel erscheint diese göttliche Kraft mit der Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Auf ihn sollt ihr hören!

Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht kennen Sie eine solche Erfahrung aus Ihrem eigenen Leben: In einem Gespräch mit einem Bekannten blitzt unerwartet etwas auf, was man vorher noch nie an dieser Person bemerkt hat. Auf einmal ist der Blick auf diesen Menschen ein völlig anderer. Oder eine andere Situation: Ein Freund gerät vor Freude völlig außer sich und beginnt zu tanzen und zu singen. Nie hätte man erwartet, dass dieser sonst so reserviert und nüchtern wirkende Freund seinen Gefühlen einen solchen Ausdruck geben könnte. Solche kurzen Momente lassen uns kurz hinter die Fassade schauen. Für einen knappen Augenblick bekommen wir Einblick in das ganze Wesen dieses Menschen. Es macht absolut keinen Sinn, dafür „Hütten zu bauen“, also den Moment festhalten zu wollen. Entscheidend ist vielmehr, dass wir nicht mehr hinter diese Erfahrung zurückkommen, auch wenn nur kurze Zeit später alles wieder beim Alten ist, so wie immer. Wir haben etwas Anderes, Neues gesehen am Anderen. Natürlich gibt es das auch im negativen Sinne – das hätte ich ja niemals von dieser Person gedacht, dass sie auch so denken oder diese Meinung vertreten könnte. Doch heute, ganz im Sinne des Evangeliums, geht es um das Gute, das Einzigartige, das Geheimnisvolle, das in jedem einzelnen Menschen steckt. Nicht nur der verklärte Mensch ist verwandelt, sondern auch der, der dabei ist. So wie die Freunde Jesu: Sie verlassen den Berggipfel anders, als sie ihn erklommen haben. Sie selbst haben an sich eine Wandlung erfahren dürfen, sind eingeweiht in das große göttliche Geheimnis, Jesus als den wahren göttlichen Sohn erkennen zu dürfen.

Vielleicht können wir dieses göttliche Geheimnis, das in jedem von uns steckt, in unserem Alltag erkennen. Öffnen wir die Augen und schauen wir danach. Nicht nur im Evangelium, sondern auch in unseren Mitmenschen und in uns selbst.

Elke Wallrapp (elke.wallrapp@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferentin im Pastoralen Raum Hammelburg.