Wie können wir mit verhärteten Fronten umgehen? Christen bedenken in der Passionszeit den Leidensweg von Jesus Christus. In vielfacher Weise finden sie darin Trost, Kraft und Sinn. Bedenkt man diesen Weg, auf dem Jesus ohne gewaltsamen Widerstand die Konsequenzen für sein eigenes Tun und Reden bis hin zu einem unfairen Prozess und einer grausamen Hinrichtung trug, als den Weg, den Gott selbst in seinem Sohn Jesus Christus geht, dann finden wir hier eine Antwort auf obige Frage: Gott ist mit den verhärteten Fronten so umgegangen, dass er sich nicht zurückzieht, sondern die Begegnung sucht. Auf die Gefahr hin, unter die Räder zu kommen. Verhärtete Fronten zwischen Gott und seiner Menschheit – und Gott stellt sich. „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“, so hören wir in der Passionszeit (Römerbrief). Als wir Gott gegenüber noch feindlich eingestellt waren, könnte man auch sagen. Und – hat’s was gebracht? Nun, die Frucht dieses Liebeswagnisses Gottes sind die Menschen, die an ihn glauben. Die in den Worten von Jesus auch für heute Orientierung suchen. Die im Frieden, den Gott „durch sein Blut am Kreuz“ (Kolosserbrief) machte, eine starke Kraft gegen aufkeimende Härte und Hass im eigenen Herzen spüren. So beten am 1. März Christinnen weltweit für den Frieden im Nahen Osten. Bringen Not und Trauer, Leiden und Wut der Menschen in Israel und Palästina vor Gott, anstatt ihn eitern und gären zu lassen zu einem gefährlichen Zündstoff. Sie sind herzlich eingeladen zu den ökumenischen Gottesdiensten zum Weltgebetstag, die vielerorts stattfinden. Und ebenso eingeladen, es neu zu versuchen, den Frieden bei der Besinnung auf den Leidensweg Jesu zu empfangen.
Till Roth, Dekan in Lohr a. Main