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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 6. Dezember 2020

Die Zeichen der Zeit

In politisch und religiös turbulenten Zeiten sehen, was Gott mit uns vorhat, so stellen wir uns Propheten vor.

Evangelium

Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn. Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja – Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! –, so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.  

 Markus 1,1–8

Die Zeichen der Zeit erkennen – das ist eines der Wesensmerkmale eines Propheten. In politisch und religiös turbulenten Zeiten sehen, was Gott mit uns vorhat; allen Mut zusammennehmen und frei heraus seinen Mitmenschen den Spiegel vorhalten. So stellen wir uns Propheten vor.

Politisch und religiös turbulente Zeiten – das könnte glatt für uns hier und heute als Umschreibung gelten. Vor 2000 Jahren traf es aber noch heftiger zu. Ein im eigenen Land unterdrückt lebendes Volk, das auf den Messias wartete, den Retter. Nicht selten waren das politische Vorstellungen von einem Heilsbringer, der das Volk freikämpft. Wann endlich kommt er, um uns von der Unterdrückung der römischen Besatzungsmacht frei zu machen? Wann endlich reißen die Himmel auf und spülen ihn herunter?

In all diese Erwartungen hinein tritt – als einer von vermutlich vielen Propheten seiner Zeit – ein gewisser Johannes. Äußerlich sicher keine Augenweide, sehr einfach im Lebensstil. Und leider eben auch nicht mit der durchschlagenden politischen Botschaft, die viele im Volk suchen. Eine Taufe der Umkehr, mit Wasser. Das dürfte keinem Römer ernsthaft Angst gemacht haben. Und wenn er dann doch zu kritisch werden sollte (was er ja gegenüber Herodes wohl auch geworden ist), dann macht man ihn kurzerhand mundtot.

Doch schon wieder zeigt sich, dass es nicht um den Umsturz der politischen Verhältnisse geht. Lasst dem Kaiser, was sein Bereich ist, Steuern oder was auch immer. Aber gebt Gott, was er von euch erwartet. Das, wofür er euch geschaffen hat. Im vollen Wissen, dass der Mensch eigentlich ganz gut leben kann, wenn er sich einigermaßen an dem orientiert, was Gott ihm mitgibt: Nächstenliebe, Rücksicht, Demut, Mitgefühl. Und Dankbarkeit gegenüber Gott für das Geschenk des Lebens.

Also, Johannes ist für uns der ideale Wegbereiter für das, was Jesus mitten unter den Menschen dann schließlich entfaltet: die Liebe Gottes zu uns! Schlichtes Zeichen seiner Umkehr-Botschaft: die Taufe mit Wasser. Gleichzeitig der Hinweis: Da wird nach mir einer kommen, der ist größer als ich. Der wird euch mit Wasser und Geist taufen – mit einem heilenden, heilsamen, heiligen Geist! Andere Evangelien werden noch ergänzen „... und mit Feuer“!

Da wird es nun doch auf einmal „heiß“, bekommt die Botschaft das Feuer, das Gott uns hier machen will. Taufe mit Heiligem Geist bedeutet: Lasst euch begeistern für diese Frohe Botschaft. Lasst euch anstecken. Lauwarm geht nicht. Aber alles verbrennen, zerstören auch nicht. Diese frohe Botschaft will anstecken, wärmen, hell machen. Darum geht es in unserem Glauben.

Manche der Jünger des Johannes sahen in ihm den wahren Messias, den Heilsbringer. Ihr Beweis: Jesus hat sich doch von Johannes taufen lassen, also habe er sich damit ihm unterstellt. Bis ins 2. Jahrhundert hinein hielten sie sich als Gruppierung.

Die Evangelien sprechen mit einer anderen Überzeugung: Johannes ist der Wegbereiter für Jesus. Vielleicht hätte er von Jesus tatsächlich mehr erwartet, mehr politischen Einfluss, mehr Kampf. Letztlich hat Jesus die Zeichen seiner Zeit anders gedeutet, den Willen Gottes anders vorgelebt, als wir es uns in rein menschlicher Denkweise vorstellen können. Und er hatte und hat Recht. Bis heute ist seine Botschaft an uns ein ständiger Anstoß und topaktuell.

Manfred Müller ist Diakon im künftigen Pastoralen Raum Hammelburg

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.