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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Ein Kreuz tragen?

Den Herrn gilt es zu sehen und ihm zu vertrauen. Es darf kein Jammern geben über den Weg, der zu schwer erscheint. Hierin liegt die Basis für ein Leben nach dem Evangelium.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – 22. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium

In jenen Tagen begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.
Matthäus 16,21–27

Ist sich Petrus zu sicher, wenn er bekennt: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“? Euphorisch will Petrus der Fels und der Garant für die Zukunft der Kirche sein. Er kann es nicht verstehen, weshalb Jesus vom unverständlichen Leiden, Tod und von Auferstehung spricht.

Jesus beginnt auf dem Weg nach Jerusalem, seine Jünger zu belehren. Dieser Weg ist gewiss kein Sonntagsspaziergang. Petrus kann seinen Meister, den er achtet und liebt, nicht als Leidenden sehen und wehrt sich gegen diesen Gedanken. Doch Jesus geht den Weg als Sohn Gottes in völliger Zuversicht auf die Nähe des Vaters und fährt Petrus schroff an. Petrus argumentiert menschlich liebevoll, vernunftbetont. Für Jesus dagegen gehören sein Leiden und die Leidensnachfolge der Jünger untrennbar zusammen. Petrus mag verstanden haben, wer dieser Jesus ist, aber er will diesen Zusammenhang nicht akzeptieren.

Jesus spricht vom Kreuztragen und lädt ein, sich an seinem Leben zu orientieren. Am Anfang des Nachfolgens fordert Jesus auf, sich selbst zu verleugnen. Matthäus umschreibt damit eine bewusste Entscheidung für Christus. Wer sich Christus zuwendet, muss von persönlichen Interessen absehen, seinen eigenen Ich-Standpunkt aufgeben. Selbstverleugnung meint, nur Christus zu kennen und nicht mehr um sich selbst zu kreisen. 

Den Herrn gilt es zu sehen und ihm zu vertrauen. Es darf kein Jammern geben über den Weg, der zu schwer erscheint. Hierin liegt die Basis für ein Leben nach dem Evangelium. 
 
Es verlangt nicht höchste Askese, sondern eine Bindung an Jesus. Sonst könnte man die ganze Welt gewinnen, aber das Leben verlieren.
 
Tröstend ist, dass das Gericht nicht als Bedrohung und Schrecken beschrieben wird. Der kommende Menschensohn ist derjenige, der jetzt und heute bei seinen Jüngern weilt. Er geht ihnen heute auf dem Weg des Leidens und in die Auferstehung voran. Wenn einer verzagt, dann ruft er ihn „hinter sich“. So verliert das Gericht seinen Schrecken, denn der erwartete Menschensohn ist kein anderer als der Jesus, dem die Jünger vertraut sind, den die Gemeinde kennt. Er wird wiederkommen und bei den Seinen bleiben.

Matthäus hat uns hier einen Höhepunkt spirituellen Denkens Jesu anvertraut, der Nachfolge und Kreuztragen in einer Einheit sieht. Er überträgt das Bekenntnis des Petrus in das aktuelle Leben. Ohne konsequente Haltung im Alltag ist Christsein nicht möglich. Jesus geht durch die Niederungen, durch Ablehnung, durch Leiden. Aber am Ende wartet die Auferstehung. Daran dürfen die Seinen Anteil haben. Ist hier nicht der Schlüssel für das Leben zu finden?
 
Bei meinen Besuchen in den Krankenzimmern, der Palliativstation und im Hospiz oder in Gesprächen mit betagten Menschen wird oft die Frage gestellt, ob denn das Leiden zum Leben dazugehören muss. Auch ich kann den Schmerz und das Leid nicht wegreden. Aus christlicher Sicht darf ich den Kranken, den Leidenden, den Sterbenden dennoch zusagen, dass sie nicht vergessen oder alleine sind. Jesus, auf den sie ihr bisheriges Leben bauten, hat zugesagt, bei ihnen zu sein. Er geht den Weg mit. Er kennt das Leid, den Schmerz, die Einsamkeit, das Nicht-Verstanden-Werden, die Angst vor dem Leben und vor dem Tod. Der Weg mit Christus garantiert keine leidlose Zukunft. Christus sagt zu, dass er mitgeht, zur Seite steht und Kraft schenkt, auch in der menschlichen Ausweglosigkeit. Er ebnet uns den Weg, mag er auch schwer zu gehen erscheinen.
 
Pfarrer Bernhard Stühler leitet die Pfarrei St. Kilian der Stiftung Juliusspital in Würzburg und ist Geistlicher Beirat des Katholischen Frauenbundes der Diözese.