Die evangelischen Christen haben sich das vielfach abgeguckt mit den Lichtern auf den Gräbern, wenn sie auch erst drei Wochen später – am Ewigkeitssonntag – an ihre Toten denken. Die Lichter – das ist eine gute Tradition. Sie sind Zeichen. Für was eigentlich? „Ich zünde eine Kerze für mein krankes Enkelkind an", sagte mir neulich eine Frau, als sie in einer großen Stadtkirche ein Teelicht zwischen viele andere in die entsprechende Vorrichtung balancierte. Lichter können Zeichen für Hoffnung sein, für Zuversicht, dass das Dunkel nicht die Macht behält. Manches Licht brennt zur Erinnerung, nach schlimmen Unfällen am Unfallort. Auch zur Mahnung und aus Protest gegen all die dunklen Machenschaften unserer Welt. Lichter auf den Gräbern verweisen auf das ewige Licht, das den Verstorbenen leuchtet. Ja, bei Gott ist Licht. Soviel ist sicher. Das erzählt uns die Bibel. Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben!" Wenn wir uns an Jesus halten, haben wir Gelegenheit, uns in dieses Licht zu stellen. Und dann leuchten auch wir. Tragen das Licht in uns und verbreiten es weiter. Stehen irgendwo und zünden Kerzen an: In Kirchen, an Betten Kranker, zum Geburtstag, im Advent, am Christbaum, auf Gräbern. Heute – an Allerseelen – gehe ich wieder auf einen Friedhof und tauche ein, in das Licht Gottes.
Pfarrerin Judith Haar-Geißlinger, Kleinheubach
Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung “Main Echo” und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.