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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende am 25. September 2020

Ermutigung zum Staunen

Staunen schafft positive Gefühle und hilft, auch einmal den Blick von sich weg zu lenken.

Ich liebe den Spätsommer. Ich mag das Rascheln der Blätter unter meinen Füßen, das glänzende Braun der Kastanien, das bunte Laub der Bäume und die warmen Farben der Herbstblumen. Der Spätsommer bringt mich mehr als jede andere Jahreszeit zum Staunen.

Eine amerikanische Studie hat festgestellt, wie positiv es sich auf das menschliche Wohlbefinden auswirkt, Staunen zu können. Nur: Viele Menschen haben das Staunen verlernt. Sie sind die meiste Zeit mit ihren Ängsten und Problemen beschäftigt. Sie grübeln immer und immer wieder über ihre Sorgen und verfangen sich darin wie in einer Endlosschleife. Am Ende wird ihnen ihre Situation zu einem Gefängnis, aus dem sie sich nicht mehr befreien können.

Dabei gibt es, so das Ergebnis der Studie, eine ganz einfache Lösung für das Ganze: Staunen lernen. Aufmerksames Spazierengehen, auf die Umgebung achten und staunen, wenn einem etwas bemerkenswert vorkommt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich auf diese Bedingungen eingelassen haben, haben eine Verwandlung erlebt. Auf Selfies, die sie machen sollten, rückte immer mehr die Umgebung in den Mittelpunkt und immer weniger sie selbst. Und: Das Lächeln der staunenden Spaziergänger wurde zum Ende der Studie sichtbar und messbar breiter.

Staunen schafft positive Gefühle und hilft, auch einmal den Blick von sich weg zu lenken.

Was mit wissenschaftlichen Methoden neu erforscht wurde, ist eine uralte biblische Weisheit. Die Psalmen, Gebete für alle Lebenssituationen, sind ein Beispiel dafür. Was alles wird dort bestaunt! Die Schöpfung und ihre gute Ordnung, die Schönheit der Natur, erlebte Hilfe in schwieriger Situation und ja, auch erfahrenes Leid und die Unbegreiflichkeit Gottes.

Biblische Menschen konnten Staunen. Das hing auch damit zusammen, dass sie ihr Leben in ein großes Ganzes eingebunden wussten. Sie spürten, dass es Größeres gibt als die eigene Person. Und sie brachten das immer wieder zum Ausdruck. "Herr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit so weit die Wolken gehen" heißt es im 36. Psalm. Die Ehrfurcht vor Gott, rückt das Leben zurecht. Nicht alles in meinem Leben muss von mir in der Hand gehalten und gesteuert werden. Mein Leben ist bei Gott schon in guten Händen. Das macht frei und weitet den Blick.

Den Probanden der Studie, so ist zu lesen, stand am Ende nicht nur ein breiteres Lächeln im Gesicht, sie konnten an sich neue Eigenschaften wie Wohlwollen, Mitgefühl und Großzügigkeit entdecken. Eigenschaften sind das, die wir in der jetzigen Situation so dringend brauchen. Deshalb sollten auch wir uns zum Staunen ermutigen lassen. Mit einer Viertelstunde Achtsamkeit und bewusstem Wahrnehmen ist ein Anfang möglich.

Susanne Wildfeuer, Pfarrerin an der St. Johanniskirche

Der Impuls "Wort zum Wochenende" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.