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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 14. August 2022

Feuer erschließt Horizonte

Wenn Jesus sagt, er sei gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen, und er wäre froh, es würde schon brennen, dann mag das angesichts der verstörenden aktuellen Bilder irgendwie unpassend erscheinen und uns etwas ratlos zurücklassen. Doch Jesus meint ein anderes Feuer, eines, das in erster Linie reinigende, läuternde, klärende Wirkung hat. Es ist das Pfingstfeuer des Geistes, das Menschen damals wie heute entflammt.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung. Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter, und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Lukas 12,49–53

Sommerzeit – Trockenzeit. Seit Jahrzehnten schon sind die Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels bekannt. Anfangs von der breiten Öffentlichkeit noch wenig beachtet und eher als Binnenthema von Klimatologie und Ökologie wahrgenommen, häufen sich in den letzten Jahrzehnten ungewöhnliche, extreme Wetterphänomene wie Hitzerekorde und Dürren, Flutkatastrophen und Stürme. Diese Folgen viel zu lange gepflegter menschlicher Uneinsichtigkeit und Hybris werden, außer von wenigen Unbelehrbaren, inzwischen von niemandem mehr bestritten.

Die derzeit in den Medien verbreiteten Bilder machen viele zu Recht tief betroffen. Hunderte Quadratkilometer umfassende Brände wüten in West- und Südeuropa, ganz in unserer Nähe sind Tschechien, Brandenburg und Sachsen besonders betroffen. Quo vadis, Menschheit, wenn nicht endlich und sofort eine radikale Kehrtwende im Denken und Handeln geschieht? Ein Kaminfeuer im Winter verbreitet im Haus heimelige, wohlige Wärme. Ein Lagerfeuer im Sommer auf dem Zeltplatz erhellt die dunkle Nacht und bringt Menschen rund um die Flammen zusammen. Ein lodernder, unkontrollierter Flächenbrand jedoch vermag reihenweise Wälder, Wiesen und Felder zu vernichten. Ganze Ökosysteme sind bedroht, wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere sowie Wohn- und Rückzugsorte des Menschen gehen in Flammen auf.

Wenn Jesus sagt, er sei gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen, und er wäre froh, es würde schon brennen, dann mag das angesichts der verstörenden aktuellen Bilder irgendwie unpassend erscheinen und uns etwas ratlos zurücklassen. Doch Jesus meint ein anderes Feuer, eines, das in erster Linie reinigende, läuternde, klärende Wirkung hat. Es ist das Pfingstfeuer des Geistes, das Menschen damals wie heute entflammt, bewegt, begeistert und ihrem eingefahrenen Denken neue, weite Horizonte erschließt.

Vom göttlichen Funken zur Flamme im Menschen. Jesus treibt souverän und mit Vollmacht voran, dass diese – seine – Sehnsucht Realität wird. Das wird jedoch nicht glatt und zäsurlos vonstattengehen. Der radikale Ruf zur Umkehr des Menschen und die gute Nachricht von der grenzenlosen Barmherzigkeit Gottes wird nicht bei allen auf offene Ohren, Wohlwollen oder gar Begeisterung stoßen. Sie wird vielmehr polarisieren, sie vermag Familien zu spalten, Freundschaften zu entzweien, Menschen in ihren unterschiedlichen Denk- und Moralsystemen gegeneinander aufzubringen. Noch deutlicher kann Jesus nicht werden: Sein Auftrag ist kein weichgespültes Wohlfühlangebot, wahre Nachfolge in seinem Namen kein Sonntagsspaziergang.

Also gilt es, immer wieder entschieden Stellung zu beziehen und gerade in unsicheren Zeiten im Glauben fest, in der Hoffnung standhaft und in der Liebe treu zu bleiben. Die ersten Christen erlebten große Not und Bedrängnis durch Verfolgung, Folter und Martyrium. Auf diese Art und Weise sind wir heute – Gott sei Dank – nicht mehr bedroht. Wir erleben aber Ähnliches anders geartet: Glaubensschwund, wachsende Gleichgültigkeit, permanente Krisenstimmung. Doch weil kein Feuer folgenlos bleibt, dürfen wir den Herrn bitten: Komm, Herr Jesus, entzünde in uns das Feuer deiner Liebe! Lass lodern in uns die Flamme der Klarheit, der Entschiedenheit, der Begeisterung!

Michael Weck ist Teampfarrer im Pastoralen Raum Haßberge Süd.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.