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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Erster Fastensonntag

Gott schickt seine Engel zu uns

Wüstenzeiten gehören zum Leben, so hart das auch ist. Wir kommen nicht daran vorbei.

Evangelium

In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste. Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm. Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!    

Markus 1,12–15

Wer geht schon freiwillig in die Wüste? Die Wüste ist ein unwirtlicher Ort. Da ist nichts, was uns nährt, und wir geraten an die Grenzen unserer Existenz. Die Wüste in unserem Leben kann eine schwere Erkrankung sein, die Wüste der Trauer, wenn der Partner gestorben ist, die Wüste der Einsamkeit und der Angst, die Wüstenerfahrung der inneren Leere. Wir geraten unverschuldet in eine Wüstensituation und müssen sehen, wie wir klarkommen. Alles, worüber wir uns definiert haben, trägt nicht mehr. Unser Leben erscheint aussichtslos, dürr und leer. Wie soll es weitergehen?

Auch Jesus geht nicht freiwillig in die Wüste. Es ist der Geist, der ihn nach der Taufe in die Wüste treibt, 40 lange Tage und Nächte, bevor er öffentlich auftritt. Was Markus nur in ganz kurzen Sätzen beschreibt, ist eine lange und intensive innere Auseinandersetzung. Das bisherige Leben Jesu in Nazareth ist an ein Ende gekommen, der Geist wird sein Leben verändern, doch wie? – Wie geht es für ihn weiter?

Für Jesus wird die Wüste zu einem Ort der Konfrontation mit sich und allem, was ihn von seiner Sendung abhalten will. Er stellt sich den wilden Tieren, seinen inneren Dämonen, der Einsamkeit und seinen Ängsten. Die Wüste wird für ihn zu einem Ort der Klärung, der Selbst- und Gottesvergewisserung und der Entscheidung. Ein langer Prozess über 40 Tage. Und er ist nicht allein. Es sind Engel, die ihm dienen, Boten Gottes, die bei ihm bleiben. Gott lässt ihn nicht im Stich.

Auch wir kommen in unserem Leben nicht um die Wüstenzeiten herum. Wenn wir sie ausblenden und ignorieren, holen sie uns irgendwann wieder ein. Die Auseinandersetzung mit Krankheit und der Endlichkeit des Lebens lässt sich nicht einfach wegschieben. Wenn der Boden ins Wanken geraten ist und nichts mehr trägt, gilt es erst einmal zu realisieren, dass es so ist. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich damit auseinanderzusetzen. Das macht Angst – sich Themen zu stellen, die wir gerne wegschieben, die innere Dürre und Einsamkeit auszuhalten und trotzdem irgendwie weiterleben zu müssen. Ich und meine Existenz werden komplett infrage gestellt: Was ist mein Leben, wenn ich schwer krank bin? Wie kann ich in der Trauer weiterleben? Wie kann ich leben, wenn ich keinen Sinn mehr sehe?

Und es stellt sich die Frage, warum muss ich überhaupt da durch? Wenn es der Geist ist, der uns in die Wüstenerfahrungen treibt, was soll das?

Wüstenzeiten gehören zum Leben, so hart das auch ist. Wir kommen nicht daran vorbei. Und in der Wüste selbst, in der inneren Auseinandersetzung, können wir nicht erkennen, wozu das gut ist und wo uns das alles hinführt. Doch kann in dieser Zeit ein Prozess beginnen, ein innerer Weg der Klärung: Wer bin ich? Was ist wichtig? Was trägt noch? Und es zeichnet sich im Gehen ein Weg ab.

Oft schickt uns Gott auch seine Engel, die uns verstehen, stärken und trösten. Menschen und Begegnungen, mit denen wir überhaupt nicht gerechnet haben, die aber guttun und uns ermutigen, weiterzugehen. Sie sehen uns, bleiben bei uns und halten es mit uns in dieser Wüste aus. So lange, bis sich wieder Hoffnung und eine Perspektive für mein Leben auftun.

Unser Gott ist ein Gott des Lebens. Da gehören die Wüstenerfahrungen dazu. Für Jesus haben sich in der Wüste sein Weg und Auftrag geklärt. Er verkündete und lebte dann öffentlich die frohe Botschaft, dass wir trotz aller Wüste, trotz Tod und Leid, trotz innerer Leere auf Gott vertrauen dürfen.

Wiltrud Stoer (wiltrud.stoer@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferentin
und leitet die Krankenhausseelsorge im Klinikum Aschaffenburg-Alzenau.