Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Sechster Sonntag im Jahreskreis

Heilende Begegnungen

Wenn wir mit den Armen und Ausgegrenzten solidarisch werden, werden wir alle heil, indem wir das Leben wieder miteinander teilen.

Evangelium

In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis. Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.     

Markus 1,40–45

Wie weltoffen sind wir? Sind wir noch offen für Andere, Fremde, Ausgegrenzte oder schotten wir uns immer mehr ab? Der Trend in unserer Gesellschaft scheint in Richtung Abschottung zu gehen – wir wollen unsere Ruhe, wir bewegen uns und informieren uns nur noch in unseren Kreisen, wir richten Mauern auf, damit niemand mehr uns belästigen kann ... Und die, die draußen sind, die anders sind, können an unserem Leben nicht mehr teilhaben.

Wie anders ist da die Begegnung im Evangelium: Auf Jesus kommt ein Aussätziger zu, eine höchst gefährliche Begegnung. Er ist hochansteckend und es gibt gute Gründe, warum er am Rand der Gesellschaft leben muss. Der Aussätzige hat eine Bitte: „Wenn du willst, mach mich rein.“ Der erste Teil des Satzes ist spannend: Wenn du willst – will Jesus? Wollen wir überhaupt noch? Oder überwiegen die Ängste, die Angst vor Ansteckung, vor Gefahr? Sehen wir vor lauter Ängsten noch den Menschen, der dahintersteht?

Jesus sieht die Not, er hat Mitleid. Im griechischen Wort für „Mitleid empfinden“ steckt das Wort: das Innerste, die Eingeweide. Jesus lässt sich im Innersten treffen, die Begegnung geht ihm ans Herz und an die Nieren. Er zeigt keine Berührungsängste, im wahrsten Sinn des Wortes. Er berührt den Aussätzigen und sagt ganz ausdrücklich: „Ich will – werde rein!“

Was für eine klare Aussage und was für eine Wirkung. Hier kommt etwas in Bewegung: Der Aussätzige wird angerührt, im Innersten berührt. Er wird so heil, ganz gesund, und kann wieder am Leben teilnehmen. Kein Wunder, dass er bei jeder Gelegenheit erzählt, was ihm geschehen ist, und so zu einem Verkünder der Botschaft Jesu wird. Es ist beeindruckend, wie befreiend, erlösend und heilend die Botschaft Jesu wirken kann, wenn wir nur wollen.

Wenn man die Begegnung des heiligen Franziskus mit dem Aussätzigen danebenlegt, kommt noch eine weitere Façette hinzu: Es gehört zur Bekehrungsgeschichte des heiligen Franziskus, dass er, der vorher Angst und Abscheu vor Aussätzigen hatte, auf einem Ritt einen Aussätzigen sah, vom Pferd stieg, ihn umarmte und sogar küsste. „Nach den Besuchen bei den Aussätzigen war er ein anderer Mensch geworden“, so wird hinterher erzählt. Die Begegnung mit den Aussätzigen hat sein Leben und seine Spiritualität nachhaltig verändert – er sah in den Armen und Ausgegrenzten Brüder und Schwestern Christi.

Das ist eine Erfahrung, die viele machen, sie sich im sozialen und diakonischen Bereich engagieren. Die, die ihre Berührungsängste überwunden haben und sich zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe, in der Begegnung mit Behinderten, Obdachlosen, in der Nachbarschaftshilfe, in Seniorenheimen und an vielen anderen Orten engagieren – sie spüren, wenn wir andere berühren, werden wir selbst angerührt. Es öffnet sich unser Blick, wir sehen den Menschen, nicht mehr nur die Ausgrenzung. Es öffnet sich unser Herz, wir spüren, wie auch wir in der Begegnung bereichert und verändert werden. Wir erleben Lebensweisen, die uns fremd waren, erweitern unseren Horizont und sehen das Leben unter einem ganz neuen Blickwinkel. Wenn wir mit den Armen und Ausgegrenzten solidarisch werden, werden wir alle heil, indem wir das Leben wieder miteinander teilen.

Wiltrud Stoer (wiltrud.stoer@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferentin
und leitet die Krankenhausseelsorge im Klinikum Aschaffenburg-Alzenau.