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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Ihr seid meine Freunde!

Ich bin jeden Tag eingeladen, in der Stille hörend und lauschend vor Gott da zu sein, um von innen her zu erspüren, was heute mein ganz konkreter Auftrag ist.

Betrachtung zum Sonntagsevangelium – Sechster Sonntag der Osterzeit

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Johannes 15,9–17

In vielen Gemeinden finden in den Tagen vor Christi Himmelfahrt Flurprozessionen statt. Betend und singend gehen wir durch die Natur. Das Singen der Vögel, das Aufbrechen der Natur will unser Herz für die verschwenderische Liebe Gottes öffnen, die uns jeden Tag neu geschenkt ist.

Im Evangelium verkündet uns Jesus die grenzenlose Liebe, die in und durch uns Frucht bringen will. Er sagt uns zu, dass wir Menschen von ihm geliebt und hineingenommen sind in die Liebesbeziehung zwischen Vater und Sohn. Ja, Jesus nennt uns seine Freunde, für die er sich hingibt und die er erwählt hat. Er lädt uns ein, in seiner Liebe zu bleiben. Dieses Bleiben schenkt Lebensenergie, die mein Herz weit und offen für die Liebe werden lässt. Sie macht mich fähig, mich jedem Menschen und der ganzen Schöpfung zuzuwenden.

Für mich persönlich heißt die Kernaussage dieser frohen Botschaft: Ich bin als Freundin, als Freund Gottes bedingungslos geliebt und bin in jeder Situation durch diese Liebe gehalten. Dadurch bin ich zur Liebe fähig! Eine Liebe, die mir geschenkt ist und die ich weiterschenken darf. Dass ich von Gott geliebt und angenommen bin, gibt mir meine tiefste Würde als Mensch.

In einer Zeit, in der alles auf Leistung, Machbarkeit, Optimierung und so weiter hinausgeht, kann diese frohe Botschaft eine echte Befreiung sein. Diese innere Befreiung und Eigenständigkeit darf in mir heranreifen, vorausgesetzt, ich vertraue den Verheißungen des auferstandenen Christus und nehme sie an.

Und ich entdecke immer wieder bei mir, dass ich mich frage: Was muss ich denn noch tun? Wie kann ich gut sein und professionell handeln? Diese Frage schaut auf den Mangel, und mein Tun wird sehr anstrengend. Mache ich mir hingegen bewusst, wie reich ich beschenkt bin, so kann ich aus der Fülle heraus weiterschenken und über die Kräfte, die mir zuwachsen, staunen. Das Tun kann gleich aussehen, nur die Haltung ist eine andere. Das bedeutet, ich gehe mit mir selbst verantwortlich um, erkenne meine menschlichen Grenzen an, weiß um mein Beschenktsein und erfülle mit meinen Möglichkeiten und Begabungen den mir eigenen Auftrag.

Bernhard von Clairvaux schreibt im zwölften Jahrhundert zu diesem Thema an einen Freund: "Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen."

Bernhard zeigt hier in sehr anschaulichen Bildern, wie ich als "Freundin", als "Freund" des auferstandenen Christus mein Leben erfüllend und sinnstiftend gestalten kann. Ich bin jeden Tag eingeladen, in der Stille hörend und lauschend vor Gott da zu sein, um von innen her zu erspüren, was heute mein ganz konkreter Auftrag ist.

Ich wünsche Ihnen die Freude, die uns von innen her geschenkt wird, und bereichernde Erfahrungen in Ihrem Alltag.

Schwester Nicole Klübenspies OSA ("nicole.kluebenspies@bistum-wuerzburg.de") ist Gemeindereferentin und Seelsorgerin im Bezirkskrankenhaus in Lohr am Main. Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.