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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Fünfter Sonntag im Jahreskreis

Innerlich ist nun alles anders

Hören wir die Heilungsgeschichten noch mit „Wunderohren“?

Evangelium

In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen. Am Abend, als die Sonne unter­gegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.    

Markus 1,29–39

Mit Wundergeschichten tun wir uns heute eher schwer, da wir sie meist mit unseren naturwissenschaftlich geschulten Ohren hören. Hören wir die Heilungsgeschichten noch mit „Wunderohren“?

In einem einzigen Satz wird heute eine Wunderheilung geschildert – kürzer geht es nicht, und doch steht dahinter ein tiefer Prozess, auf den ich Sie mitnehmen möchte:

Die Schwiegermutter des Petrus ist krank, sie hat hohes Fieber und die Jünger reden mit Jesus über sie. Wie  man das so macht, wenn jemand krank ist. Man redet über ihn: „Hast du schon gehört? Sie ist krank“ – „Was hat sie denn?“ – „Ich habe gehört, sie hat hohes Fieber, es geht ihr, glaub‘ ich, gar nicht gut.“ – „Oje, die Arme“ – und wir gehen zur Tagesordnung über. Damit könnte das Evangelium schon fertig sein, aber dann wäre es kein Evangelium.

Was macht Jesus? Er geht zu ihr hin und besucht sie zu Hause. Er weiß nicht, ob sie das will, ob er gelegen oder ungelegen kommt. Schließlich ist sie krank, und als Mann eine bettlägerige kranke Frau zu Hause aufzusuchen, war damals wahrscheinlich auch nicht selbstverständlich. Im Grunde ist sie ja auch nur eine weitläufige Bekannte – die Schwiegermutter einer seiner Freunde. Alles Gründe, eher doch nicht hinzugehen.

Aber er geht hin – das erfordert Mut und zeigt, dass sie für ihn wichtig ist. Jetzt, diese eine Frau, in ihrer Krankheit, in ihrem Fieber. Er spürt intuitiv ihre Not, dass sie nicht mehr kann und das Fieber ihr alle Kraft und Energie genommen hat, sodass sie nur noch im Bett liegen kann. Menschen ohne Kraft und Energie haben oft auch nicht mehr die Energie, um Hilfe zu bitten, alles ist zu viel. Und doch tut es gut, wenn man in dieser Situation gesehen und wahrgenommen wird. Nicht mit Neugier – „Was hast du denn? Wie geht es dir?“ –, sondern ganz einfach so: Ich bin jetzt da, ich schau nach dir, ich sehe, dir geht es nicht gut, du musst auch gar nicht viel sprechen, ich bleibe bei dir. Das geht ohne Worte, das ist eine Haltung am Krankenbett – ich lasse dich nicht allein.

Dann fasst er sie an der Hand, so steht es im Evangelium. Er berührt sie, sie wird berührt, angerührt. Von seinem heilsamen Dasein, seinem liebevollen Blick. Vielleicht hat er auch etwas zu ihr gesagt, das wird in der Kürze nicht überliefert. Sie lässt sich berühren und anrühren und spürt, wie sich etwas in ihr verändert. Die Begegnung ist so heilsam und wohltuend, dass die Frau innerlich aufgerichtet wird. Sie findet wieder zu ihrer eigenen Kraftquelle, die sie stärkt und wieder heil werden lässt. Sie spürt sich wieder, sie spürt, ich bin mehr als meine Krankheit, als das Fieber – sodass das Fieber weicht.

Sie steht auf und kann am Ende sogar wieder für andere da sein. Und ich vermute, da hat sich ganz viel in ihr verwandelt.

Die Heilung besteht nicht darin, dass das Fieber weggeht, die Heilung geschieht viel tiefer: im Wahrgenommenwerden, im Gesehenwerden, in der Berührung, im Sich-aufrichten-Lassen unter den liebevollen Augen Gottes.

Im Grunde ist hier ein Mensch wieder innerlich heil geworden. Kein Wunder, dass sich das herumspricht. Kein Wunder, dass viele Menschen zu Jesus kommen. Das ist gelebter Glaube.

Wiltrud Stoer (wiltrud.stoer@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferentin und leitet die Krankenhausseelsorge im Klinikum Aschaffenburg-Alzenau.