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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Nachtwanderungen

Auf „Nachtwanderung“ treffen wir im Evangelium die zehn Jungfrauen. Sie kommen nicht ans Ziel, der Bräutigam kommt nicht, sie müssen warten, werden müde und die Lichter gehen aus.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – 32. Sonntag im Jahreskreis


Evangelium

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
Matthäus 25,1–13
 
 
Das Zelten im Pfarrgarten ist für die Ministrantinnen und Ministranten unserer Pfarreiengemeinschaft ein Höhepunkt ihrer Freizeitaktivitäten. Fester Bestandteil dabei ist die Nachtwanderung. Vor allem die Jüngeren sind davor sehr aufgeregt: Was erwartet uns dabei? Welche Überraschungen gibt es? Womit müssen wir rechnen? Danach am Lagerfeuer erzählen sie dann ganz stolz ihre Erlebnisse und wie gut und tapfer sie sich geschlagen haben.
 
„Nachtwanderungen“ kennen wir auch anders. Wir tappen im Dunkeln und wissen nicht, was auf uns zukommt: am Arbeitsplatz, wenn der Standort des Betriebes auf der Kippe steht; in der Familie, wenn Vertrauen wegbricht und Brüche in den Beziehungen schmerzlich spürbar werden; wenn Fragen aufbrechen, die nicht zu beantworten sind wie „Warum muss ich ins Krankenhaus?“, „Warum hat es mich getroffen?“
 
„Nachtwanderungen“ gibt es in unserer Gesellschaft: Wie gehen wir mit der Herausforderung des Klimawandels um? Wie gestalten wir das gesellschaftliche Miteinander angesichts der vielen Mitmenschen, die aus uns fremden Kulturen zu uns kommen, weil sie fliehen mussten? Wie stellen wir uns der Situation vieler pflegebedürftiger Mitbürgerinnen und Mitbürger? Jeden Morgen beim Lesen der Zeitung sehen wir solche und ähnliche gesellschaftliche Probleme.
 
„Nachtwanderung“ ist der Martinszug in vielen Kindergärten. Der heilige Martin als Vorbild, der im Teilen des Mantels die kalte Nacht des Bettlers verändert. Eine gesellschaftliche Ermutigung für uns. Der Martinszug erinnert uns daran und ist nicht Kinderbelustigung!
 
„Nachtwanderung“ in unserer Kirche: Wohin geht der Weg? Die Ressourcen werden weniger und viele trauern den „alten Zeiten“ nach, in denen in jedem Dorf noch ein Pfarrer war und man und frau am Sonntag zur Kirche ging.
 
Auf „Nachtwanderung“ treffen wir im Evangelium die zehn Jungfrauen. Sie kommen nicht ans Ziel, der Bräutigam kommt nicht, sie müssen warten, werden müde und die Lichter gehen aus.
 
Mitten in der Nacht geschieht es: Der Bräutigam kommt! Aufbruch ist angesagt. Die müden Knochen werden wieder munter. Aber nicht bei allen – nicht jede kann die Lampe der Hoffnung sofort entzünden. Das Öl ist aus. Die Frage nach dem Sinn erloschen. Verunsichert sind sie, was nun zu tun ist. Das Reich Gottes bricht an und ich bin nicht bereit dafür! Nicht vorbereitet!
 
Das Fest im Hochzeitssaal findet nur mit denen statt, die wach werden, deren Lampe der Sehnsucht und der Hoffnung brennt.
 
Mitten in der Nacht dürfen wir der Sehnsucht vertrauen und Menschen der Hoffnung sein. Mitten in der Nacht feiern wir die Geburt Jesu, den Einbruch des göttlichen Friedens in unsere Welt. Mitten in der Nacht singen wir das Lied der Auferstehung. „Lasst uns ziehn zu den Quellen des Lebens, wir wollen tanzen gegen den Tod“ – so haben unsere Ministranten gesungen.
 
Der, der uns zum Fest des Lebens einlädt, kommt uns entgegen. „Die Zukunft, die er uns eröffnet, ist größer als die Vergangenheit unserer Traditionen. Wir sind nicht Nachlassverwalter einer großen Geschichte, sondern Wegbereiter einer neuen Gestalt von Kirche“, so Bischof em. Franz Kamphaus. Brennt dafür meine Lampe? Brennt sie für Ihn, der kommt?
 
Pfarrer Albin Krämer leitet die Pfarreiengemeinschaften „Frankenapostel“ (Zellingen) und „Retztal“ (Retzbach).