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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Fünfter Fastensonntag

Nicht vergessen, nicht übersehen

Auch ich darf daran glauben, dass Jesus mich im Blick behält, dass ich nicht aus seinem Sinn verschwinde. Jesus ist bei mir, auch wenn ich ihn nicht immer spüren und erfahren kann.

Evangelium

In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.    

Johannes 11,3–7.17.20–27.33b–45

Eine bekannte Redewendung lautet: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Manchmal habe ich es schon erlebt, dass jemand aus meinem Bekanntenkreis in eine andere Stadt umzieht, ich ihn nicht mehr sehe und er dann auch rasch in Vergessenheit gerät. Manchmal habe ich es auch am eigenen Leib erlebt, dass ich von anderen Menschen vergessen wurde, weil wir uns nicht mehr regelmäßig gesehen haben. Das gehört wohl zu einer der großen menschlichen Ängste: vergessen zu werden.

Auch im Evangelium des verstorbenen Lazarus geht es um ein Gefühl des Vergessens und Verlassens. Lazarus, ein guter Freund von Jesus, ist sehr krank und liegt im Sterben. Die beiden Schwestern von Lazarus, Marta und Maria, schicken einen Boten zu Jesus mit der Nachricht: „Herr, dein Freund ist sehr krank!“ Doch Jesus bleibt noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich gerade aufhält. Als Jesus dann bei Marta und Maria ankommt, ist Lazarus bereits tot. Und beide machen Jesus den Vorwurf: „Wo bist du nur so lange gewesen? Warum bist du nicht früher gekommen? Wenn du hier gewesen wärst, dann wäre unser Bruder nicht gestorben!“ Marta und Maria sind enttäuscht von Jesus. Sie können nicht mehr daran glauben, dass Jesus ihren Bruder immer und die ganze Zeit im Blick hatte. Aus ihrer Sicht hat Jesus ihren Bruder im Stich gelassen. „Aus den Augen, aus dem Sinn.“

Doch dann gibt es in der Erzählung eine Wendung. Marta und Maria gehen dieses Glaubensrisiko ein und bekennen ihren Glauben an Jesus, noch bevor Jesus Lazarus wieder zum Leben auferweckt.

Auch ich darf daran glauben, dass Jesus mich im Blick behält, dass ich nicht aus seinem Sinn verschwinde. Jesus ist bei mir, auch wenn ich ihn nicht immer spüren und erfahren kann. Und ich darf daran glauben, dass Jesus Christus jeden von uns in seinem Blick und in seinem Sinn hat, mit all unseren Nöten, Ängsten und Sorgen. Auch wenn ich das vielleicht nicht immer spüren kann. Der Himmel öffnet sich nun mal nicht und ich höre keine Stimme von oben. Ich sehe nun mal kein helles Licht und ich bekomme auch kein schriftliches Dokument mit einem offiziellen Siegel, dass er immer bei mir sein will. Und trotzdem darf ich glauben, dass Jesus Christus mich im Blick behält, dass er liebevoll auf mein Leben schaut. Aber auch ich muss dieses „an-ihn-Glauben“ immer wieder versuchen und mir diese Gewissheit bewusst machen. Der Glaube, auch der Glaube an die Auferstehung unserer Toten, ist eben Geheimnis und Geschenk zugleich. Ich wünsche uns, dass wir dieses Geschenk annehmen.

Franziskaner-Minorit Pater Steffen Behr (steffen.behr@bistum-wuerzburg.de) ist Leiter der Diözesanstelle Berufung & Lebensorientierung und Geistlicher Begleiter im Bistum Würzburg.