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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort am 1. August 2020

"Papageienstunde"

In dem kleinen Dorf am Amazonas, das wir im letzten Sommer besuchten, verlief das Leben recht geruhsam für uns Gäste. Abends zu einer bestimmten Zeit jedoch wurde es laut: Hunderte von Papageien kehrten von ihren Tagesausflügen zurück und versammelten sich auf dem großen Mango-Baum. Sie plapperten, zwitscherten und machten einen ohrenbetäubenden Lärm.

Diese „Stunde der Papageien“ fand allabendlich um die gleiche Zeit statt – und endete zuverlässig, wenn es dunkel wurde und die Papageien verstummten. Gern hätte ich gewusst, was sie sich zu erzählen hatten: von leckeren Früchten und Nüssen, von gefährlichen Situationen, vom seltsamen Verhalten der Zweibeiner – wer weiß? Jedenfalls war dieses „große Gezwitscher“ offenbar ein festes Ritual, mit dem der Papageienschwarm sich am Ende des Tages austauschen und zusammenfinden konnte. Erst dann kehrte Ruhe ein, erst dann schliefen sie ein.

Wenn ich abends mit dem Fahrrad an Biergärten und durch den Park nach Hause fahre, denke ich oft an diese „Papageienstunde“. Auch wir Menschen haben offenbar das Bedürfnis, uns abends zu erzählen, was wir erlebt haben und was uns bewegt, Ideen auszutauschen, miteinander zu lachen (und manchmal auch traurig zu sein). Selbst von Jesus und seinen Jüngern erzählen die Evangelien, dass sie sich Zeit dafür nahmen: Zu zweit waren sie ausgeschickt worden, um in den Dörfern die neue Welt Gottes zu verkünden und Kranke zu heilen. Dann kommen sie zurück – und reden mit Jesus darüber, wie es ihnen ergangen ist. Im Gespräch kommen unterschiedliche Perspektiven zusammen. Die Erfahrungen klären sich. Die Gemeinschaft erlebt, was sie verbindet und zusammenhält.

In Corona-Zeiten ist es nicht so einfach, sich zu treffen und miteinander zu reden. Und mit einer Mund-Nase-Bedeckung mag man gar kein Gespräch führen. Das Verstummen tut uns aber nicht gut. Es macht uns einsam, unsere Gedanken verarmen, die Achtsamkeit füreinander schwindet, das Gefühl der Zusammengehörigkeit leidet. Gerade jetzt ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben, einander zu erzählen und zuzuhören, neue und kreative Gedanken zu denken – ob das nun im Biergarten ist, zuhause am Küchentisch, per E-Mail oder Postkarte, über Video oder Social Media… Vielleicht diese Woche auch einmal mit einem Menschen, mit dem ich lange nicht mehr in Kontakt war?

Ursula Silber

Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung “Main Echo” und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.