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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 11. Juli 2021

Schritt für Schritt wachsen

"Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben, aber manchmal wachsen diese schneller als er" (Ernst Reinhardt).

Evangelium

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.     

Markus 6,7–13

Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben, aber manchmal wachsen diese schneller als er“ (Ernst Reinhardt).

Von Amos lesen wir in der ersten Lesung, dass er eigentlich Viehhirte ist und Maulbeerfeigen veredelt. Aber es kam eine neue Aufgabe dazu, vom Herrn persönlich zugeteilt: „Geh und prophezeie meinem Volk Israel.“ Amos ist bereit dazu und wächst in diese neue Aufgabe hinein. Als Prophet macht er den Mund auf und spricht unter anderem die soziale Ungerechtigkeit seiner Zeit an – und es bewahrheitet sich wieder das aus China stammende Sprichwort: „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.“ Amos erfährt Ablehnung, Verfolgung und wird des Landes verwiesen. Er war ein „Systemsprenger“, aber eines Systems, das nicht im Sinne Gottes war.

Im Evangelium lesen wir von der Aussendung der Jünger durch Jesus. So lange sind sie noch gar nicht mit Jesus auf dem Weg, ihre „Ausbildungszeit“ hat quasi erst begonnen; da schickt er sie schon los ins „Praktikum“. Bis vor Kurzem waren sie noch Fischer, Zöllner und in anderen Berufen tätig. Sie haben sich von Jesus ansprechen und begeistern lassen. Aber jetzt ohne ihren „Meister“ selber das wirken und bewirken, was sie bisher nur bei Jesus miterlebt haben? Ich kann mir vorstellen, dass sie sich völlig überfordert gefühlt haben. Doch wenn mir jemand was zutraut, kann das der Beginn von ganz neuen Erfahrungen werden.

Wenn uns solche biblischen Erzählungen „aufgetischt“ werden, geht es nicht um Geschichten aus vergangenen Tagen, sondern wir dürfen da Gott und Jesus direkt zu uns heute reden hören. „Was, ich? Ich bin gemeint? Aber ich bin doch nur ..., ich kann das doch nicht.“ Wir haben schon von Jesus seine Vollmacht bekommen, den Geist Gottes in der Taufe, und wir sind bestärkt durch die Firmung. Nur ist uns das oft nicht bewusst, wir sind zu wenig „selbstbewusst“, trauen uns viel zu wenig zu und ermutigen uns viel zu wenig. „Trau dich, Christ zu sein!“ Das sagte der verstorbene Weihbischof Alfons Kempf oft am Ende einer Firmung.

„Trau dich, Christ zu sein“ – gesalbt zum Wirken wie Jesus Christus.

„Trau dich“, denn Gott braucht dich, Jesus sendet dich.

„Trau dich“ und vertraue der Kraft Gottes in dir, dem Heiligen Geist.

„Trau dich“ und vertreibe aus dir die Geister, die dir den Frieden rauben, die dich entmutigen, die dich krank machen. Schüttle alle negativen Erlebnisse ab wie den Staub von den Schuhen und bleibe nicht in der Vergangenheit hängen.

„Trau dich“ und sei wachsam und aufmerksam für die Menschen und die Welt um dich herum, un­terscheide die Geister, höre genau und schau genau hin: Es gibt nicht Schwarz-Weiß.

„Trau dich“ und mache den Mund auf, misch dich ein, wenn du merkst, dass da etwas ungerecht ist, wenn über andere hergezogen wird, wenn andere abgewertet und verurteilt werden, wenn Böses geschieht.

„Trau dich“ und entscheide, wo du bewusst mitmachst und wo nicht. „Trau dich“ und gib anderen Menschen Raum, wo sie sich mal aussprechen können, sich ernst genommen und verstanden fühlen, wieder etwas getrösteter und zuversichtlicher aufgerichtet werden.

„Trau dich“ und suche Gleichgesinnte, denn Jesus sendet seine Jünger nicht als Einzelkämpfer, sondern als Team. „Trau dich“ – „und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu ...“ (Gotteslob 424,5).

Gerd Greier ist Pfarrer im Team im Pastoralen Raum Bad Kissingen

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.