Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

So ist Versöhnung

Eines meiner Lieblingslieder heißt "So ist Versöhnung". Dort gibt es keinen erhobenen Zeigefinger und kein "Du musst aber!". Sondern in wunderbaren Sprachbildern wird Versöhnung ausgemalt. Etwa "Wie ein off´nes Tor in einer Mauer" oder "wie ein Brief nach langem Schweigen". "Wie Heimatklänge für Vermisste" oder "wie in Seenot Land in Sicht". "Wie ein Blick, der Hoffnung weckt" oder "wie ein Blatt an toten Zweigen". Anders als in Bildern lässt es sich auch kaum beschreiben, wenn zwei, die sich vorher in Abneigung, Feindschaft oder gar im Hass gegenüberstanden, Wege zueinander finden.

Diese Woche unternahm die evangelische Pfarrerschaft im Dekanat Aschaffenburg eine Studienreise nach Westflandern, Belgien. 100 Jahre nach dem 1. Weltkrieg sind dort noch allenthalben die Narben des schrecklichen Völkergemetzels zu sehen. Wir besichtigten Schauplätze, die in ihrer Zerstörung und Absurdität an Bilder von Aleppo, Mossul oder Kabul heute erinnern. Wir sahen aber auch beeindruckende Zeugnisse von Versöhnung, über die Gräber hinweg. Eine ganz wichtige Aufgabe übernimmt dabei der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Erinnern Sie sich noch? Im Jahr 2012 wurde die Europäische Union mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Schon damals gab es viel Häme und Ablehnung gegen das Stockholmer Komitee. Mittlerweile haben Nationalismus und Rechtspopulismus in vielen Ländern Europas besorgniserregende Werte erreicht. Und selbst das Holocaust Denkmal in Berlin zu diffamieren, findet bei manchen Zustimmung. Umso wichtiger sich zu erinnern, dass erst die europäische Idee Europa einen dauerhaften Frieden gebracht hat. Das Friedensprojekt Europa ist und bleibt eine großartige Idee. Und dazu gehören offene Grenzen und offene Worte. Versöhnung und Verständigung in Wort und Tat. Einfach ist das nicht. Doch wer einmal an einer Kriegsgräberstätte gestanden und seinen Gedanken freien Lauf gelassen hat, wird schwerlich anders können als sich zu fragen: Was kann ich persönlich für den Frieden tun? Wie kann ich mich dem Hass im Netz entgegenstellen? Wo lade ich jemanden zum Gespräch ein, statt mich über ihn nur zu ärgern? Wie kann ich Liebe zur Heimat mit Internationalität verbinden?

Lasset euch versöhnen mit Gott, heißt es in der Bibel. Es ist und bleibt eine Bitte, denn befehlen kann man Versöhnung nicht. Gott lädt uns vielmehr zur Versöhnung ein. Eine Einladung zum Leben.

Rudi Rupp
Evang. Dekan am bayerischen Untermain