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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Sinn & Religion am 5. Juli 2019

Staatsbesuch beim heiligen Kilian

Der irische Staatspräsident Michael D. Higgins kommt am 5. Juli zu Besuch nach Würzburg und besucht die Ausstellung "Elfenbein und Ewigkeit - Schätze aus 400 Jahren Universitätsbibliothek". Er wird aber auch das Kiliansevangeliar und den Kiliansdom bestaunen, so Dompfarrer Dr. Jürgen Vorndran.

Am 5. Juli kommt der irische Staatspräsident Michael D. Higgins nach Würzburg. Es lässt aufhorchen, dass neben Berlin, Leipzig und Frankfurt auch Würzburg auf dem Programm seines Staatsbesuchs steht. Grund dafür ist irisches Kulturgut, das hier aufbewahrt wird. Michael D. Higgins ist sicher der ranghöchste Besucher der Ausstellung „Elfenbein und Ewigkeit - Schätze aus 400 Jahren Universitätsbibliothek“, die am 3. Mai eröffnet wurde und am 7. Juli ihre Pforten schließt.

Aber warum liegen herausragende Zeugnisse der irischen Geschichte in der Würzburger Universitätsbibliothek? Etwa ein altirischer Kommentar zu den Paulusbriefen aus dem 8. Jahrhundert, die Quelle schlechthin für die Erforschung dieser Sprache. Jedes Schulkind in Irland kennt diese Texte. Verfolgt man ihre Spur zurück, so landet man in der Würzburger Dombibliothek, deren weltweit einzigartige Bestände aus dem sechsten bis neunten Jahrhunderten später in das Eigentum der Universitätsbibliothek übergingen.

Auch wenn historische Quellen aus dem siebten Jahrhundert fehlen, decken sich die eindeutigen Verweise auf Irland mit dem Inhalt der Legende, die den irischen Missionar Kilian als Urheber nennt. Die Passio maior aus dem neunten Jahrhundert berichtet, dass er mit seinen Gefährten Kolonat und Totnan aufbrach, um auf dem Kontinent das Evangelium zu verkünden. Im Jahr 686 soll er Würzburg erreicht haben, wo er im Jahr 689 das Martyrium erlitt. Das unübertroffene Prachtstück in der Universitätsbibliothek besteht im Kiliansevangeliar aus dem sechsten Jahrhundert. Es wird angenommen, dass Kilian ein Evangelium im Taschenbuchformat mit sich führte. Das Kiliansevangeliar misst gerade einmal 20 x 17 cm.

Wohl auch deswegen besucht Staatspräsident Michael D. Higgins zunächst den Kiliansdom, wo für den hohen Staatsgast die Reliquien der heiligen Kilian, Kolonat und Totnan aus dem Domaltar entnommen und gezeigt werden. Was dem Wissenschaftler die alten Handschriften vor Augen führen, das zeigt sich dem Gläubigen bei der Verehrung der Häupter der Frankenapostel: Der eine staunt über sprachwissenschaftliche Quellen aus dem ersten Jahrtausend, der andere verspürt einen religiösen Schauer im Angesicht von Reliquien, die auf den Anfang unserer Glaubensgeschichte verweisen. Beides sind unschätzbare Kulturgüter, die Würzburg und Irland verbinden in einem Dialog von Glaube und Wissenschaft. Ich bin Präsident Michael D. Higgins dankbar, dass er mit seinem Besuch am Freitag vor Kiliani im Dom und in der Bibliothek ein so klares Bekenntnis zu unserer gemeinsamen Geschichte ablegt.

Dr. Jürgen Vorndran, Dompfarrer, Mitglied des Würzburger Domkapitels und Dekan des Dekanates Würzburg-Stadt

Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.