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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort am 26. November 2022

Stimmt in die Adventslieder ein

Jetzt beginnt sie wieder: die Adventszeit. Ich freue mich darauf. In einer unsicheren Zeit geben die Bräuche dieser geprägten Zeit einen gewissen Halt. Dass die (vor)weihnachtlichen Traditionen noch sehr breit in unserer Gesellschaft verankert sind, verstärkt dieses wichtige, wohltuende Gefühl von Halt und Geborgenheit.

Über Gefühle hinausgehend sprechen die zu diesen Traditionen gehörenden christlichen Texte unsere Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung an. Eines der bekanntesten Adventslieder ist „Tochter Zion, freue dich“. Es wurde vor 200 Jahren von Heinrich Ranke (1798-1876) gedichtet. Er war evangelischer Pfarrer in Franken, später Theologie-Professor in Erlangen. Auch Rankes Zeit war eine unsichere Zeit: Die Napoleonischen Kriege waren gerade vorüber. Da dichtet Heinrich Ranke auf die populäre Melodie von Händel ein neues Lied: „Tochter Zion, freue dich! Jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir. Ja, er kommt, der Friede-Fürst.“ Schnell wird es zur „Grundzutat“ der bürgerlichen deutschen Weihnacht. Später hat ihm Thomas Mann in seinem Roman „Die Buddenbrooks“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Inmitten des Durcheinanders in der Welt und inmitten von so viel Kämpfen und Leid verkündigt dieses Lied mit seiner strahlenden Melodie die frohe Botschaft vom kommenden Messias-König Jesus Christus. Vorfreude auf den Friedensfürsten darf uns erfüllen.

Den Nazis passte das Lied mit den Bezügen auf Israel (Zion und Jerusalem) nicht mehr. Es wurde verboten. In dem NS-Buch „Lichtfeier. Sinn, Geschichte, Brauch und Feier der deutschen Weihnacht“ hieß es 1939: „Auf Lieder wie ›Tochter Zion, freue dich ...‹  ... könnten wir Deutsche wohl verzichten, aber nicht auf unseren Weihnachtsbaum. Er gehört keiner Kirche und keiner Konfession.“ Auch in den staatlichen Kindergärten der DDR war es verboten, im Advent christliche Lieder zu singen. Und heute? Lassen wir die christliche Botschaft mit ihren Advents- und Weihnachtsbräuchen im Fortgang der Verweltlichung freiwillig dahinfahren?

Wie viel ärmer werden wir an Hoffnung und Sinn sein! Die Welt steht zwischen dem ersten und dem zweiten Advent, zwischen der Geburt Jesu vor rund 2000 Jahren in Niedrigkeit und seinem Wiederkommen in Herrlichkeit. Seit 2000 Jahren wird das Licht des Glaubens in vielen Menschen entzündet – da wo man sich öffnet. Das Friedensreich Gottes beginnt in unseren Herzen – freiwillig und klein. Öffnen wir uns doch der Botschaft Jesu und stimmen mit in die Adventslieder ein.

Till Roth, Dekan in Lohr a.Main

Der Impuls "Kreuzwort" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.