Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende am 03. April 2020

Versöhnung ist nötig und - möglich

Zum 75. Jahrestag der Zerstörung Würzburgs wollte der der anglikanische Bischof von Coventry, Christopher Cocksworth, nach Würzburg kommen. Coventry war die erste von den Deutschen zerstörte Kathedrale Englands, und das aus geschmolzenen Nägeln des Gotteshauses geschmiedete „Nagelkreuz“ verbindet heute als Versöhnungszeichen viele Städte Europas, auch Würzburg und Coventry. Der Corona-Virus hat den Besuch des Bischofs kurzfristig vereitelt, aber seine Ansprache konnte verlesen werden.

Darin hat Bischof Cocksworth am Beispiel seiner eigenen Familie deutlich gemacht, was Versöhnung bedeutet: Zwei Generationen hatten Krieg gegen die Deutschen geführt. Seine Großmutter ist mit einem Baby ums Leben gekommen. Die Generation seiner Mutter hat es lange nicht ertragen, wenn sie Deutsch reden hörte. Einer der Söhne des Bischofs nun hat eine Deutsche geheiratet, und zwar in den Ruinen der Kathedrale in Coventry. Eine fünfte Generation ist mittlerweile geboren, das Kind des Briten und der Deutschen. Und seine Mutter schickt uns persönliche Grüße nach Würzburg: "Es ist so schrecklich an all diese Menschen zu denken, die wegen unserer Bomben in einer einzigen Nacht ums Leben gekommen sind. Wieso haben wir das getan, wenn der Krieg schon vorbei war?" "Meine Mutter“, so schreibt der Bischof von Coventry, "sendet euch Liebe.“

Die Mutter des Bischofs hat sich mit uns Deutschen versöhnt. Versöhnung ist ein Weg. Er bedeutet, innere Erstarrungen zu lösen. Die schlechten Erfahrungen sind real, und über Verluste und Enttäuschungen kommen wir nur schwer hinweg. Dennoch behauptet der christliche Glaube, dass Versöhnung möglich ist. Sie kann nicht verordnet werden. Die Bereitschaft dazu muss da sein und wachsen. Und einer muss den ersten Schritt tun. Christen glauben, dass Gott den allerersten Schritt getan hat: Jesus Christus hat uns mit Gott versöhnt.

Wir kommen selber schnell darauf, wo Versöhnung nötig ist – wenn wir merken, wo wir uns dagegen sperren, den ersten Schritt zu tun. Das verbissene Schweigen zwischen und uns einem Familienangehörigen beenden. Die Nachbarin wieder grüßen, die wir schneiden. Uns die guten Eigenschaften des Arbeitskollegen vergegenwärtigen, von dem wir nur noch schlecht reden.

Versöhnung im Großen kann nur gelingen, wenn viele einzelne wissen, wie das geht: sich versöhnen. Das zeigt das Beispiel der Mutter des Bischofs. Die Freundschaft zwischen den Städten und Kirchen von Coventry und Würzburg lebt nur, solange Menschen mit dem Willen zur Versöhnung aufeinander zugehen.

Pfarrer Jürgen Reichel, St. Johannis

Der Impuls "Wort zum Wochenende" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.