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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wähle! entzauberte oder verzauberte Welt?

Auf dem Hintergrund schöner Ferienerlebnisse gehen gelesene Worte und Zitate anschaulicher und lebendiger auf, so eines aus der Feder des Atomphysikers Albert Einstein. Er schreibt in seinem Buch „Mein Weltbild“:

„Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht wie ein Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinn bin ich religiös. Es ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen, von der erhabenen Struktur des Seienden in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen."Jedes Wort aus diesem Zitat hat Gewicht und ist aus der Erfahrung gesprochen. Solche Worte sind in unserer vom Digitalen entzauberten Welt immer seltener zu hören. Von Schönheit und Tiefe ist die Rede, vom Geheimnisvollen, vom Grunde, vom persönlichen Empfinden, vom Unerreichbaren, dem Erhabenen, von Religiosität, Staunen und Demut, kurzum von einer verzauberten Welt, die auf einem Geheimnis gründet.Wie ein solches Weltbild einem heutigen Menschen vermitteln, der nicht auf Sinn, sondern eher auf Zweck ausgerichtet ist und anscheinend eher das Vordergründige und Entzauberte liebt? Für Einstein sind das „Gefühl des Geheimnisvollen" hinter allen Dingen, das Staunen können und das Ergriffensein der Weg zu tieferer Wirklichkeitserfahrung, das wieder gewonnen werden möchte.

Auch viele Dichter sprechen davon: So Novalis, der das „Lied in allen Dingen" hört, oder Ilse Aichinger, deren Wort vom „Zu-Grunde-gehen" aufhorchen lässt oder auch eine Geschichte aus dem Orient, die von zwei Mönchen berichtet, die eine Fahne im Wind betrachten: Der eine sagt: „Die Fahne bewegt sich.". „Nein", sagt der andere, „der Wind bewegt sie". In die Diskussion zwischen den beiden mischt sich der Meister ein und öffnet ihnen die tiefere Sicht: „Weder die Fahne bewegt sich, noch der Wind. Eure Herzen bewegen sich." Da erschraken die Mönche zutiefst, endet provozierend die Geschichte.
Die Urlaubszeit bietet sich als willkommene Chance an, wieder sehend werden zu können, zu entgrenzen, sich verzaubern zu lassen, sein Herz zu öffnen, das Geheimnisvolle hinter allem Vordergründigen zu erahnen – hinter Bauten, Musik, Romanen, Begegnungen, Bibeltexten, Licht und Düften – dieser Zauber bietet sich dem an, der seine Türen nach Innen zu öffnen vermag.

Peter Spielmann, Pastoraler Mitarbeiter in Obernau