Nun sind dies alltägliche Banalitäten, mit denen jeder von uns irgendwie zurechtkommen muss. Wie aber steht es um meine Geduld in den wirklich wichtigen Bereichen meines Lebens? Wofür bin ich bereit zu warten und was lasse ich doch lieber sausen, wenn eine Antwort oder ein Ergebnis zu lange dauert?
Das Evangelium dieses Sonntags erzählt, wie beim Einzug Jesu nach Jerusalem unter den zahlreichen Einheimischen auch einige Griechen dabei stehen und die Szenerie beobachten. Ursprünglich kulturell und religiös völlig fremd in diesem Land, hat sie wohl irgendetwas beeindruckt an der Person Jesus. Also rufen sie den Jüngern ungeduldig zu: „Herr, wir möchten Jesus sehen!" (Joh 12,21). Die Begeisterung der beiden wird von Jesus jedoch gebremst. Er lässt sich nicht einfach als Star bestaunen. Er erklärt, dass es diejenigen, die seinen Weg mitgehen wollen, viel Geduld, Kraft und Durchhaltevermögen kosten wird: „Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben." (Joh 12,25) Ein Anhänger Jesu merkt, dass das Leben keine Show ist, sondern eine tiefe, ehrliche Entscheidung für Gottes Wort.
Wer sich ernsthaft auf Jesus einlässt, dessen Geduld ist jeden Tag gefordert. Ich gehe stark davon aus, dass es auf Gegenseitigkeit beruht, dass auch Jesus tagtäglich viel Geduld mit mir haben muss. Dafür bin ich ihm dankbar, denn so kann ich mit der Gewissheit seiner Jünger Jesu Nähe spüren und mit der Begeisterung der Griechen ihn immer wieder aufs Neue entdecken.
Kerstin Gerlach
Pastoralreferentin Pfarreiengemeinschaft „Am Engelberg"