Seit 35 Jahren sind Jochen Scheidemantel (65) und Gertrud Krenzer-Scheidemantel (70) verheiratet. Dass er evangelisch und sie katholisch ist, war für beide nie ein Problem. Dennoch gab und gibt es in ihrem Leben einige Punkte, bei denen ihre jeweilige Konfession zum Thema wird. „Ich habe damals zum Jochen gesagt, in der katholischen Kirche kann man sich nicht scheiden lassen. Daraufhin sagte er, dass wir dann eben katholisch heiraten“, erzählt Krenzer-Scheidemantel und lacht bei der Erinnerung. Da beide zu der Zeit im Uniklinikum Würzburg gearbeitet haben, ließen sie sich vom katholischen Klinikpfarrer Otto Weißheimer im Beisein des evangelischen Klinikpfarrer Hans-Joachim Wachsmuth in der Klinikkirche trauen.
Nach der Hochzeit in den 1980er Jahren war das Ehepaar Scheidemantel oft auf Podiumsdiskussionen zum Thema konfessionsverbindende Ehepaare vertreten. „Da hat man schon die verrücktesten Geschichten gehört. Manche wurden sogar exkommuniziert, weil sie evangelisch geheiratet haben. Das hatten wir alles zum Glück nicht“, erzählt Krenzer-Scheidemantel. Auch zwischen die Familien habe die Konfessionsverschiedenheit keinen Keil getrieben. Laut Scheidemantels Einschätzung passiere das wohl eher bei Familien, bei denen das Thema wenig reflektiert ist, wo die Menschen über ihre eigenen Glaubensgrundlagen relativ wenig wissen, aber diese trotzdem zum absoluten Wertmaßstab machen. „Wir haben im Vorfeld jedoch viel über diese Fragen gesprochen, was ich für den Glücksweg bei konfessionsverbindenden Ehen halte“, erklärt Scheidemantel. „Man muss vor allem auch über seine eigene Kirche und Riten viel wissen, damit man sie dem Partner erklären kann“, ergänzt seine Ehefrau. Vieles, was andere als Problem sahen, sei aus ihrer Sicht gesamtkirchlich oder für sie persönlich gelöst. Gespräche mit den Geistlichen vor Ort hätten ihnen immer weitergeholfen.
„Dennoch war es für meine Mutter schon schlimm, dass wir keine Brautmesse, sondern nur einen Wortgottesdienst hatten“, erzählt Krenzer-Scheidemantel. Denn die Eucharistie gehörte für die Mutter einfach mit zur Hochzeit. Doch der Pfarrer wollte nicht pauschal die Kommunion an das Brautpaar und die Hochzeitsgäste austeilen, weshalb Krenzer-Scheidemantel auf die Brautmesse verzichtete. „Die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil war ja eine gewisse experimentelle Zeit“, ergänzt Scheidemantel. Der Pfarrer habe entsprechend seiner Amtspflichten gehandelt, was für das Paar damals in Ordnung war. „Die Hochzeit war trotzdem ein Sakrament, das Sakrament der Eheschließung.“